2. Bundesliga

"Eine Arroganz, ohne mit der Wimper zu zucken"

St. Paulis Trainer Lienen geht auf Schiedsrichter los

"Eine Arroganz, ohne mit der Wimper zu zucken"

Ewald Lienen beschwert sich heftig bei Referee Martin Petersen.

Ewald Lienen beschwert sich heftig bei Referee Martin Petersen. Getty Images

Ausgestattet mit vollem Zettel trabte Pauli-Coach Lienen nach Spielschluss zum TV-Tisch von Sky, wartete kurz auf den Abgang von Fürths Trainer Frank Kramer und ließ nach kurzem Check der Notizen seiner Wut freien Lauf: "Das hört sich jetzt wie Rumweinen an, aber ich habe so etwas selten erlebt, dass in unserem Stadion ein Schiedsrichtergespann fast alle Entscheidungen gegen uns interpretiert. Sie haben extrem einseitig entschieden."

Die Gründe für Lienens Ausbruch: Vor allem Minute 16, als Waldemar Sobota von rechts flankte und Benedikt Röcker mit dem leicht angewinkelten Ellenbogen abblockte. Erst entschied Referee Martin Petersen auf Handelfmeter, ließ sich dann aber von seinem Assistenten überzeugen und nahm diese Entscheidung zurück.

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Zudem kam SpVgg-Ersatzkapitän Stephan Fürstner in Halbzeit eins ohne Karte davon, obwohl er heftig einstieg - und das, obwohl schon abgepfiffen war. Einige andere Szenen hatte sich Lienen außerdem aufgeschrieben, was ihm zur folgenden Aussage brachte, in der er auch sein Team kritisierte: "Zunächst einmal ärgert es mich, dass wir in der ersten Halbzeit nicht so die Spielkontrolle bekommen haben, wie wir uns das gewünscht haben. Greuth (SpVgg Greuther Fürth, Anm.d.Red.) hat für mich aber die Grenzen des Erlaubten immer wieder überschritten. Sie haben super aggressiv gespielt und jeden Zweikampf angenommen - wir haben das nicht gemacht."

Angemerkt sei an dieser Stelle auch, dass die Gäste aus Mittelfranken in Halbzeit zwei ein glasklares Tor von Marco Caligiuri wegen vermeintlichem Abseits nicht anerkannt bekommen haben (85. Minute).

Lienen: "Wir sind vorgeführt worden"

Ewald Lienen

Mit fortschreitender Spieldauer staute sich bei Ewald Lienen reichlich Wut an. Getty Images

Ein Ende von Lienens Wutrede war deswegen noch lange nicht erreicht: "Der Höhepunkt war, als Fürths Nummer 22 (Johannes Wurtz, Anm.d.Red.) vor seiner Auswechslung einen Sprint anzieht. Der Offizielle an der Seitenlinie hebt die Tafel. Ich spreche ihn darauf an, er sieht das auch. Doch er unternimmt nichts dagegen. Eine Minute ging dadurch verloren." Die dreiminütige und aufgrund der vielen Unterbrechungen wohl viel zu kurze Nachspielzeit war da schon angebrochen. Lienen erzürnte genau das weiter: "Sechs, sieben Minuten Nachspielzeit wären das Mindeste gewesen. Wir sind vorgeführt worden. So eine Arroganz, ohne mit der Wimper zu zucken."

Der Trainer der Paulianer lobte zwischenzeitlich auch sein Team, versteckte darin aber weiter Kritik gegen die aus seiner Sicht dieses Mal "Parteiischen": "Ich bin mit dem Einsatz meiner Mannschaft in Durchgang zwei hochzufrieden. Wir hätten hier mindestens einen Punkt verdient gehabt. Wir hatten ab Beginn der zweiten Halbzeit klar die Spielkontrolle und Greuth hat gar nichts mehr gemacht. Aber wenn wir nach vorne gespielt haben, dann hat jeder von Greuth auf der Nase gelegen und der Schiedsrichter hat immer auf Foul entschieden."

Schachten erkennt den Ernst der Lage

Enttäuschung bei Sebastian Schachten (2.v.r.) und Co. nach dem 0:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth.

Enttäuschung bei Sebastian Schachten (2.v.r.) und Co. nach dem 0:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth. Getty Images

Abwehrmann Sebastian Schachten unterstützte seinen Coach vor allem in Sachen Strafstoßentscheidung, sagte: "Wir hätten vielleicht einen Elfmeter kriegen müssen. Natürlich ärgert es mich. Dadurch, dass er zögert und sich anders entscheidet, ist es natürlich doppelt bitter für uns." Der Betroffene Fürther Röcker kommentierte diese Szene ebenfalls: "Für uns Verteidiger ist es immer eine schwierige Situation. Ich versuche, die Hände hinterm Körper zu halten. Ich mache natürlich auch eine Laufbewegung, da gehören die Arme immer dazu. Der Schiedsrichter hat so entschieden, wir haben 1:0 gewonnen, der Rest ist mir egal."

Spielbericht

Mit Blickrichtung auf die Tabelle, an dessen Ende St. Pauli weiterhin mit 17 Punkten steht, fügte der Defensivspieler an: "Das ist eine sehr, sehr schwierige Situation, die Niederlage fühlt sich brutal an."

Am Samstag (13 Uhr) steht für die Norddeutschen übrigens das Krisenduell in der Allianz-Arena bei gerade einmal einen Punkt besser platzierten Löwen an. Während die Münchner seit nunmehr sieben Partien auf einen Sieg warten, gelang den Kiezkickern in den letzten zwölf (!) Spielen lediglich ein Dreier.

mag