Bundesliga

Frantz: Der heimliche Gewinner

Freiburg: Trumpfkarte Flexibilität

Frantz: Der heimliche Gewinner

Flexibel einsetzbar: Mike Frantz im Duell mit Wolfsburgs Luiz Gustavo (re.).

Flexibel einsetzbar: Mike Frantz im Duell mit Wolfsburgs Luiz Gustavo (re.). imago

Trainer Christian Streich bot den 28-Jährigen statt wie zuletzt als hängende Spitze auf dem linken Flügel auf. Dort setzte Frantz einige Akzente, bereitete Chancen vor und kam selbst zum Abschluss. In der 59. Minute hatten viele Fans den Torschrei schon auf den Lippen, als der Mittelfeld- und Offensivallrounder beim Stand von 0:1 zentral im Sechzehner zum Abschluss kam – und an Diego Benaglio scheiterte.

"Ich ärgere mich maßlos, dass ich den Ball nicht im Eck untergebracht, sondern ziemlich zentral geschossen habe. Wenn ich das 1:1 mache, gewinnen wir aufgrund unserer starken Mentalität das Spiel", blickt der Neuzugang vom 1. FC Nürnberg auf eine der entscheidenden Szenen zurück. Die vergebene Möglichkeit ändert jedoch nichts an der Einschätzung, dass Frantz im Offensivspiel ein Lichtblick war. Seine Auswechslung in der 71. Minute geschah nicht leistungs-, sondern kraftbedingt. "Der Akku war leer", erklärt die Kämpfernatur. Bis auf beim Pokalspiel in Trier absolvierte Frantz im SC-Dress noch nie 90 Minuten. Bei seinen vier Startelf-Einsätzen wurde er jeweils ausgewechselt, dreimal kam er als Joker. Ein Grund ist die Umstellung auf den Trainingsrhythmus in Freiburg, der vielen Neuzugängen in den ersten Monaten Probleme bereitet.

Spielersteckbrief Frantz
Frantz

Frantz Mike

Trainersteckbrief Streich
Streich

Streich Christian

SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Erster Bundesliga-Doppelpack

Hinzu kommt, dass Frantz keinen festen Platz in der Mannschaft hat. Schon am 10. Juni 2014 schrieb der kicker: "Wohin also mit Frantz? Der in der Jugend vom 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen ausgebildete Saarländer wird versuchen, seine Trumpfkarte, die Flexibilität, auszuspielen und so auf Einsätze zu kommen." Im zentralen Mittelfeld, wo Frantz in Nürnberg meist eingesetzt wurde, sind Julian Schuster und Vladimir Darida gesetzt. Nach einem schwachen Saison-Debüt auf der linken Seite beim Spiel in Frankfurt dauerte es bis zum 5. Spieltag, ehe der 116-malige Bundesligaspieler in die erste Elf zurückkehrte.

In Hoffenheim stellte ihn Streich als einen von zwei flexiblen Angreifern auf - prompt erzielte er seinen ersten Bundesliga-Doppelpack. Nun rückte er wieder raus auf den Flügel, was indes nicht bedeutet, stur an der Kreidelinie zu kleben. Ständige Positionswechsel sind ein zentraler Bestandteil des SC-Spiels. "Dadurch ist es für den Gegner schwierig, Zugriff zu bekommen. Wenn wir so viel rochieren, ist es mir eigentlich egal, wo ich spiele. Die Hauptsache ist, dass ich der Mannschaft helfen kann", betont Frantz. Gegen Wolfsburg gelang ihm das, was ihm in Hinblick auf die anstehenden Spiele in Augsburg und Köln einen kleinen Bonus im Kampf um die Plätze bescheren dürfte. Konkurrent Felix Klaus, der in der vergangenen Rückrunde auf der offensiven Außenbahn mächtig Dampf machte, kam gegen den VfL erst nach 78 Minuten in die Partie.

Frantz hofft, dass nun ausgerechnet auswärts der Knoten platzt und Freiburg die ersten drei Punkte einfährt: "Es fehlt nicht viel. Augsburg und Köln sind Gegner, mit denen wir uns vor der Saison auf Augenhöhe betrachtet haben. Von diesen Spielen müssen wir mindestens eins gewinnen. Irgendwann ist das Glück auch wieder auf unserer Seite." Dann wäre Frantz nicht länger ein heimlicher Gewinner ...

Julian Franzke