2. Bundesliga

Stahl: "Das Schönste wäre Bundesliga mit 1860"

München: Shootingstar mit vier Toren in vier Spielen

Stahl: "Das Schönste wäre Bundesliga mit 1860"

"Auf der neuen Position bin ich torgefährlicher": 1860-Shootingstar Dominik Stahl.

"Auf der neuen Position bin ich torgefährlicher": 1860-Shootingstar Dominik Stahl. imago

kicker: Herr Stahl, erst nur fünf Treffer in 97 Spielen, zuletzt vier Tore in vier Partien. Können Sie das erklären?

Dominik Stahl: Die einfachste Erklärung ist, dass ich jetzt eine andere Position spiele. Vorher war's die klassische Sechs, jetzt bin ich eine Art Achter im 4-1-4-1, also ein bisschen offensiver ausgerichtet. Auf der neuen Position kann ich mich mehr Richtung Sechzehner bewegen und bin torgefährlicher.

TSV 1860 München - Die letzten Spiele
1. FC Saarbrücken Saarbrücken (H)
1
:
1
Jahn Regensburg Regensburg (A)
1
:
1
Spielersteckbrief D. Stahl
D. Stahl

Stahl Dominik

2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
1. FC Köln 1. FC Köln
36
2
SpVgg Greuther Fürth SpVgg Greuther Fürth
32
3
FC St. Pauli FC St. Pauli
31
Trainersteckbrief Funkel
Funkel

Funkel Friedhelm

TSV 1860 München - Vereinsdaten
TSV 1860 München

Gründungsdatum

17.05.1860

Vereinsfarben

Grün-Gold. Abteilungsfarben: Weiß-Blau

mehr Infos

kicker: Benny Lauth scherzte, er wolle sich von Ihnen das Toreschießen erklären lassen. Er selber ist seit 14 Spielen ohne Torerfolg. Was können Sie ihm raten?

Stahl: (lacht) Oh, ich glaube nicht, dass ich in der Situation bin, dem Benny was zu raten. Er ist schon so lange im Geschäft, der kommt mit seiner Qualität ganz alleine da raus. Solche Phasen gibt's einfach. Man muss auch dazu sagen, dass wir durch unsere Spielweise zurzeit nicht gerade dazu beitragen, dass er viele Chancen kriegt.

kicker: Hat man Ihre wahre Begabung jahrelang verkannt? Hätte man Sie immer schon offensiver einsetzen müssen?

Stahl: Das will ich nicht beurteilen. Ich denke schon, dass ich meine Qualitäten hauptsächlich in der Defensive habe; aber unfassbar überraschend ist es jetzt auch nicht, dass ich Tore schieße.

Der kompletteste Spieler? Ich selber würde das nie behaupten.

Münchens Mittelfeldmann Dominik Stahl

kicker: Ex-Trainer Alexander Schmidt hatte Sie bereits im Januar hoch eingeschätzt. Damals bezeichnete er Sie als "komplettesten Spieler" im Kader. Was hat dieses Lob bei Ihnen ausgelöst?

Stahl: Zunächst mal freut man sich, so was zu hören. Auf der anderen Seite löst es Druck aus - ich selber würde das nie behaupten.

kicker: Derzeit werden Sie als Mann der Stunde gefeiert. Spüren Sie auch intern eine gestiegene Wertschätzung?

Stahl: Also, wenn ich mir die letzten Jahre so anschaue, war das eine ziemlich kontinuierliche Steigerung, auch was das Standing im Team und im Verein angeht. Am Anfang hatte ich hohe Konkurrenz auf meiner Position. Auf Dauer habe ich mich aber stets durchgesetzt - jetzt spiele ich eigentlich immer, wenn ich fit bin.

kicker: Haben Sie sich wie der berühmte Prophet im eigenen Lande gefühlt?

Stahl: Klar hab' ich mich bisweilen geärgert. Aber was sollte ich machen? Mich selber runterzuziehen ist nicht meine Art. Also hab ich einfach versucht, den angestauten Frust auf den Trainingsplatz zu bringen - und im Endeffekt hat sich das ja ausgezahlt.

Fehler gehören dazu, sie sind immer auch Entwicklungschancen.

Löwen-Torjäger Dominik Stahl

kicker: Auch in dieser Saison gab es zwei schwierige Situationen für Sie: der verschuldete Elfer im Pokalspiel gegen Dortmund und der schwere Patzer bei der 1:3-Heimpleite gegen Dresden.

Stahl: Fehler gehören dazu, nicht nur im Fußball, sondern überhaupt im Leben. Und Fehler sind immer auch Entwicklungschancen. Als Defensivspieler werden Patzer sofort bestraft. Grundsätzlich mache ich mir eher zu viele Gedanken, aber ich wachse auch an solchen Situationen. Es ist auf jeden Fall eine Schule fürs Leben.

kicker: Schaut man Ihre Vita an, fällt auf, dass Sie nie in DFB-Auswahlteams aufgetaucht sind. Hat man Sie übersehen?

Stahl: Leider war ich nie dabei. Auf der anderen Seite kenne ich viele Talente, die immer dabei waren. Megatalente, die du jetzt vergeblich in den Ligen eins bis drei suchst. Ich wurde nie als "das" Talent gehandelt, aber vielleicht hat mir das gutgetan. So konnte ich mich still und kontinuierlich entwickeln - ohne die ganz großen Quantensprünge. Aber dafür eben Stück für Stück nach oben.

Dominik Stahl & Moritz Stoppelkamp

Torjubel in blau-weiß: Dominik Stahl (li.) freut sich mit Moritz Stoppelkamp (re.). imago

kicker: Kaum einer hätte vor ein paar Wochen damit gerechnet, dass die Löwen nach der Hinrunde nur einen Punkt hinter dem Relegationsplatz liegen würden. Was waren die Gründe?

Stahl: Der Hauptgrund war, dass wir die Nerven behalten haben und ganz ruhig weitergearbeitet haben. Der Trainer hat da natürlich eine große Rolle gespielt, aber es spricht auch für den Charakter der Mannschaft, dass wir uns da selbst rausgezogen haben.

kicker: Auch Friedhelm Funkel wird von allen Seiten gelobt. Was zeichnet ihn aus?

Stahl: Vor allem seine Erfahrung, seine Menschlichkeit, sein guter Draht zum Team. Auch als es schlecht lief, ist er immer ruhig geblieben.

kicker: Mit 16 Treffern 27 Punkte zu holen, hat vorher noch keine Mannschaft geschafft. Ist das Team eher für die defensive Spielweise geeignet?

Stahl: Es sieht gerade danach aus. Wir wussten, wir mussten was ändern. Wir haben zu viele Gegentore bekommen und haben dann ein neues, taktisches Konzept erarbeitet. Eines, das brutal effektiv sein kann, wie man sieht.

kicker: Im Umfeld geht jetzt die Sorge um, Sie könnten das nächste Eigengewächs sein, das der Klub an die Bundesliga verliert. Ihr Vertrag läuft bis 2016.

Stahl: Dass sich jetzt Leute Gedanken machen, ist möglicherweise der Vergangenheit geschuldet, in der immer mal wieder Talente gegangen sind. Für mich persönlich gilt: Ich freue mich, wie’s gerade läuft. Dass ich schon als Kind von der Bundesliga geträumt habe, kann sich ja jeder denken. Das Schönste wäre natürlich, das mit 1860 zu schaffen.

Interview: Richard Rösener