2. Bundesliga

Rangnick, RB und "sehr, sehr viele Widerstände"

Sachsen hat wieder einen Bundesligastandort

Rangnick, RB und "sehr, sehr viele Widerstände"

Abgestürzt: Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick.

Abgestürzt: Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick. imago

Wenn Ralf Rangnick nicht darauf vorbereitet war, darf dem Leipziger Coach getrost Fahrlässigkeit unterstellt werden. Nach vier Aufstiegen als Trainer des SSV Ulm (1998), Hannover 96 (2002) und 1899 Hoffenheim (2007, 2008) weiß der 57-Jährige aus eigener Erfahrung, dass er bei den Aufstiegs-Feierlichkeiten auf dem Rasen zwangsläufig mit Bier gejagt wird. Trotz alledem erwischte es Rangnick auf der Flucht vor Davie Selke. Er geriet ins Stolpern, stürzte und griff sich an den linken Oberschenkel. Diagnose: Muskelfaserriss.

Die Szene passte ins Bild. Bei RB kann es schließlich manchmal weh tun. "Wir mussten sehr, sehr viele Widerstände brechen", bilanzierte Abwehrmann Marvin Compper. Damit meint der ehemalige Hoffenheimer freilich auch die sportliche Herausforderung auf dem Weg in die höchste deutsche Spielklasse. In erster Linie aber bezieht sich Compper auf die zahlreichen Hürden abseits des Platzes. Die Häme und den Hass, denen die Sachsen immer wieder ausgesetzt sind.

2. Bundesliga - 33. Spieltag
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Rangnick

Rangnick Ralf

RB Leipzig - Vereinsdaten
RB Leipzig

Gründungsdatum

19.05.2009

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Vorfälle belasten Leipzig

In Form eines Plakats hatten vor über einem Jahr Anhänger von Erzgebirge Aue einen Vergleich von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zu Hitler gezogen. Inzwischen ist die Hemmschwelle weiter gesunken: Ein Dutzend Leipziger Fans erhielten am Rande des Auswärtsspiels beim Karlsruher SC in der laufenden Saison ein anonymes Schreiben an ihre Privatadressen, wurden vor der Reise nach Baden gewarnt. Zudem belagerten KSC-Anhänger am Spieltag das Mannschaftshotel der Leipziger, Sportdirektor Ralf Rangnick war während der Partie verunglimpft und dessen Auto bei der Abfahrt aus dem Stadion mit Farbbeuteln beworfen worden.

In der Bundesliga wird das mit Sicherheit nicht besser werden. Trotz der an vielen Standorten weit vorangeschrittenen Kommerzialisierung, des stetig gewachsenen Einflusses der Konzerne sowie millionenschwerer Engagements von Privatpersonen sind die Rasenballer der Mittelpunkt der Zielscheibe.

Compper: "Es gibt nichts Schöneres"

Das beschäftigt in Leipzig kurz nach dem Aufstieg allerdings niemanden. Nach 22 quälend langen Jahren zwischen Zweit- und Fünftklassigkeit ist der Gründungsort des DFB und die Stadt des ersten Deutschen Meisters wieder erstklassig. "Es gibt nichts Schöneres", gestand Compper nach der Partie. Startschuss der Feierlichkeiten war ein Höhenfeuerwerk direkt an der Arena. Nach einem Abendessen im Mannschaftskreis, zu dem die Spieler in einem offenen Oldtimerbus fuhren, zogen die Spieler zur Party in eine Leipziger Diskothek weiter - mit dem Ex-Leipziger und frischgebackenen Deutschen Meister Joshua Kimmich als Ehrengast. Als die Party-Bande in den Morgenstunden die Diskothek verließ, erstrahlten die Hochhäuser noch immer im Rot der Klubfarbe. Selbst Partymuffel Rangnick hielt trotz Verletzung bis zwei Uhr durch.

Eine Woche haben die Leipziger nun Zeit, um sich vom Feiern zu holen: Die offizielle Aufstiegsfeier auf dem Leipziger Marktplatz inklusive Auftritt auf dem Balkon des Alten Rathauses ist für Pfingstmontag (14.30 Uhr) geplant.

mam

Mit Anlauf: Leipzigs Weg ans Zwischenziel