2. Bundesliga

Effektiver VfL fährt zur Kirchweih mit dem Kleeblatt Karussell

Terodde schockt Fürth früh - Muskelfaserriss bei Stiepermann

Effektiver VfL fährt zur Kirchweih mit dem Kleeblatt Karussell

Sein Rettungsversuch machte es nur noch schlimmer: Benedikt Röcker beim 0:3.

Sein Rettungsversuch machte es nur noch schlimmer: Benedikt Röcker beim 0:3. imago

Ein 5:0 auf fremdem Platz in der Zweiten Liga? Das hatte der VfL Bochum bislang nur einmal geschafft, am 21. Oktober 1995 beim VfL Wolfsburg . Der Trainer hieß damals Klaus Toppmöller, die Torschützen waren Baluszynski (2), Kracht, Michalke - und ein gewisser Roland Wohlfarth.

Fast exakt 20 Jahre später brachte ein eiskalter Simon Terrode den Kantersieg des Revierklubs auf den Weg, der damals wie heute die Tabellenführung im Unterhaus für sich verbuchen konnte.

SpVgg Greuther Fürth - Die letzten Spiele
Hansa Rostock Rostock (A)
1
:
0
SV Elversberg Elversberg (H)
1
:
4
VfL Bochum - Die letzten Spiele
1. FSV Mainz 05 Mainz (A)
2
:
0
SC Freiburg Freiburg (H)
1
:
2
Spielersteckbrief Mielitz
Mielitz

Mielitz Sebastian

Spielersteckbrief Röcker
Röcker

Röcker Benedikt

Spielersteckbrief Terodde
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Terodde Simon

Spielersteckbrief Terrazzino
Terrazzino

Terrazzino Marco

Trainersteckbrief Ruthenbeck
Ruthenbeck

Ruthenbeck Stefan

Sorglosigkeiten vor der Pause

Wie ist ein derartiges Fürther Debakel nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen zu erklären? Insbesondere zum Auftakt der Michaelis-Kirchweih, der größten Straßenkirchweih Bayerns und zugleich einem der ältesten und größten Volksfeste in Franken. In dieser fünften Jahreszeit verliert man als Kleeblatt-Profi nicht allzu gern, erst recht nicht vor eigenem Publikum am Laubenweg.

Stefan Ruthenbeck hatte nach dem Spiel vor allem eine allzu "sorglose" Spielvereinigung ausgemacht, die phasenweise wohl auch zuviel wollte, "überpaced hat".

Doch bis es zum überhöhten Tempo seiner Fürther kam, stand es schon 0:1 aus Sicht der Hausherren. Sorglosigkeit Nummer eins führte bei einer Terrazzino-Ecke in der 2. Minute zum prompten Rückstand. Caligiuri verteidigte den eigentlich zu kurz getretenen Ball am vorderen Pfosten nicht, Terodde schloss nach exzellenter Annahme des Spielgeräts und schneller Drehung eiskalt ab.

Danach wollte Fürth, hatte aber kein Glück. Gießelmanns Flankenschuss küsste den Querbalken, Berisha verfehlte knapp, weitere vielversprechende Offensivansätze fruchteten nicht.

Mielitz und Röcker begünstigen Pausenrückstand

Ganz anders der VfL: Als Terrazzino zentral vor dem Strafraum nicht angegriffen wurde, zog der Ex-Freiburger kernig und tückisch ab. Fürths Schlussmann Mielitz machte bei dem Aufsetzer jedoch keine gute Figur, war satt mit der Hand am Ball, um diesen jedoch nicht zur Seite, sondern unters Tordach zu bugsieren (24.).

Spielbericht

Die Kirchweihvorfreude auf den Rängen war da schon längst langen Gesichtern gewichen, die sieben Minuten später noch länger wurden. Terrazzino tanzte links an der Grundlinie Schröck aus, schoss Caligiuri an, um gleich wieder an die Kugel zu kommen. Die "Flipperkugel" prallte an Mielitz vorbei, die Torlinie entlang und an den langen Pfosten. Röcker eilte hinzu, um den Ball mit der Schuhsohle ins Feld zurückzuziehen, schubste sich den Ball jedoch ans Standbein - 0:3. Der unglückliche Abwehrturm der Fürther und der Ball lagen zugleich im Netz. Fassungslosigkeit im Fürther Lager. Ruthenbeck hatte bis zur Pause einen "bisschen bitteren" Verlauf gesehen und untertrieb damit noch. "In der ersten Halbzeit haben wir schnell hinten gelegen durch die brutale Effektivität des VfL", führte der Trainer via Sky nach der Partie weiter aus.

Gießelmann ans Aluminium, Muskelfaserriss bei Stiepermann

Die Chance der Gastgeber, vor 11.745 Zuschauern noch einmal zurückzufinden, verhinderte noch vor der Pause das Lattenkreuz bei einem Gießelmann-Freistoß. Der für den verletzten Stiepermann frühzeitig gekommene Derbyheld Freis schoss den Abpraller am verwaisten Tor vorbei (36.). Am Sonntag teilte das Kleeblatt übrigens mit, dass Stiepermann einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitten hat und auf unbestimmte Zeit ausfällt.

Der VfL hat überragenden Ballbesitzfußball gezeigt.

SpVgg-Coach Stefan Ruthenbeck

Im zweiten Abschnitt fehlten dann einfach die Mittel, auch die Körpersprache der Fürther verhieß nichts Gutes. Terodde durfte völlig freistehend nach einer abermaligen Vorarbeit von Terrazzino (ein Tor, drei Assists) in der 54. Minute völlig unbedrängt zum 4:0 einschieben und sein Trefferkonto auf acht erhöhen. Der Rest ist schnell erzählt, alle weiteren Fürther Bemühungen, wenigstens den Ehrentreffer zu erzielen (Freis scheiterte beispielsweise freistehend an Luthe, 64.), schlugen fehl. Ins Bild passte dann die Schlusssequenz dieser Demütigung: Der beim Nachbarn Nürnberg aussortierte Mlapa verlängerte eine Hereingabe mit dem Abpfiff per Hacke kunstvoll ins Tor zum 0:5-Endstand.

Mit 21 Punkten steht Bochum damit zumindest bis Sonntag an der Tabellenspitze, wenn der SC Freiburg beim Karlsruher SC kontern kann. Die Fürther (17) verpassten den Sprung auf einen Aufstiegsplatz. "Verdient verloren, Mund abputzen, es geht weiter", resümierte Ruthenbeck an einem schwarzen Fürther Tag.

Bochums Trainer Gertjan Verbeek freute sich derweil über den hohen Sieg, hatte jedoch zu Beginn des Spiels zwei Mannschaften gesehen, "die unbedingt gewinnen wollten". Das hervorragende Umschaltspiel seiner Mannschaft und die große Effektivität führten dann zum Kantersieg. "Ich habe den Spielern gesagt, dass sie das 4:0 nachlegen müssen und deswegen bin ich stolz auf meine Mannschaft", so ein zufriedener Verbeek.

aho