2. Bundesliga

Ismaik: "We need a new Sportdirektor"

1860: Präsident Monatzeder bezieht Stellung

Ismaik: "We need a new Sportdirektor"

Hat weiterhin klare Vorstellungen: Investor Hasan Ismaik.

Hat weiterhin klare Vorstellungen: Investor Hasan Ismaik. picture alliance

Plötzlich standen sie sich gegenüber. "Löwen"-Trainer Alexander Schmidt und Investor Hasan Ismaik. Der Jordanier war nach der am Morgen zusammen mit Präsident Hep Monatzeder gehaltenen Pressekonferenz oben auf der Geschäftsstelle zu den Trainingsplätzen geeilt, wohin ihm der Chefcoach unbemerkt gefolgt war. "Hello, I am Alex Schmidt", stellte sich der 44-Jährige vor.

Es war das erste Treffen der beiden überhaupt. "Very nice to meet you", freute sich Ismaik und fragte gleich nach: "What do you think for the future?" Keine ganz so unwichtige Frage, denn kurz zuvor hatte der Jordanier in der Presserunde deutlich gemacht, dass der Saisonverlauf entscheidend sein könnte für die Weiterbeschäftigung von Schmidt und anderen. "Wir haben noch nicht über den Trainer entschieden, aber wenn etwas 1860 helfen kann, dann tun wir es. Wir müssen die richtigen Leute aussuchen, dass der Klub nach oben kommt. Wenn einer keinen Erfolg hat, dann muss man ihn austauschen. Dann müssen wir die Türen für neue Leute öffnen, das gilt für alle hier, Trainer, Sportdirektor, etc..."

In Sachen Sportdirektor Florian Hinterberger hat sich Ismaik schon entschieden. Zur großen Überraschung von Hep Monatzeder neben ihm beantwortete der Investor die Frage, ob 1860 einen neuen Sportdirektor brauche, klar mit "yes". Zwar versuchte der irritiert dreinschauende Monatzeder eiligst die Wogen zu glätten, indem er sagte: "Wir haben die Entscheidung über Hinterberger noch nicht getroffen", doch Ismaik legte sofort nach: "We need a new Sportdirektor, but we've not decided yet." Ein neuer Mann soll also her, meint Ismaik.

Wenn das Geld da ist, können wir über alles reden. Bis dahin bleibt alles beim Alten.

Präsident Hep Monatzeder

Im Verein ist man ob des Vorpreschens seitens des Investors richtiggehend erbost. Präsident Monatzeder reagierte am Nachmittag sofort: "Eins muss ich klarstellen: Wir haben nichts gegen einen Strategiewechsel, aber vorher muss das Geld für die Investitionen fließen." Bis Dienstag, so hatten es der Investor und der Verein vereinbart, sollen über 10 Millionen Euro überwiesen werden, die Restsumme, die vom Investor 2012 für den Zeitraum zwischen 2013 bis 2015 zugesagt wurde. "Wenn das Geld da ist, können wir über alles reden. Bis dahin bleibt alles beim Alten", sagt Monatzeder. "Dass Ismaik Hinterberger weg haben will, ist nichts Neues, doch so einfach lassen wir das nicht zu."

Dass Ismaik aber mehr und mehr bei den sportlichen Fragen mitreden will, zeigt vor allem seine Entscheidung, in Hassan Shehata (63) einen neuen persönlichen Berater zu installieren. Der ägyptische Erfolgstrainer wird ab sofort Ismaik in sportlichen Fragen zur Seite stehen. Der 63-Jährige, der mit Ägypten dreimal den Afrika-Cup gewann, wurde im Dezember beim katarischen Klub Al Arabi gefeuert und war seitdem ohne Job. Shehata gilt als einer der erfolgreichsten Nationaltrainer Afrikas und der arabischen Welt. Bereits am Sonntag wird er sich in München das Spiel der "Löwen" gegen Cottbus anschauen. Ismaik zum kicker: "Er wird mir berichten, über die Spieler, die Mannschaft, wie sie sich entwickeln. Er wird mit Schmidt im Kontakt stehen, mit dem Sportdirektor. Er hat große Erfahrung, wird aber keine offizielle Position haben, sondern er ist nur mein Berater."

Schmidt verfolgte diese Ausführungen unten am Rasen konzentriert. Dass der Investor eine Art Aufpasser für ihn installiert hat, macht ihm nichts aus. Er hofft: Ist er erfolgreich, kann er bleiben. "Es ist doch toll, wenn man jemanden hat, der sportliches Fachwissen hat. Ich habe kein Problem damit", so Schmidt. Im Verein hat der Trainer großen Rückhalt, vor allem bei Geschäftsführer Robert Schäfer, der in Kürze Verein und Investor seinen Vorschlag zu Sportdirektor und Trainer unterbreiten will.

Dickes Lob für Schmidt

Dementsprechend optimistisch gab sich Schmidt gegenüber dem Investor bei der Frage über die Aussichten in dieser Saison. Die seien positiv, befand Schmidt. Ismaik fand das wohl dermaßen nett, dass er Schmidt prompt ein dickes Lob machte. "You've made a very good progress." Sprach's, schüttelte die Hand von Schmidt und machte sich auf den Weg an den Flughafen, wo sein Jet für den Weiterflug wartete.

Am Morgen war Ismaik und Präsident Monatzeder mit knapp 40 Minuten zur Pressekonferenz eingetroffen. "Ein wichtiger Conference call" sei der Grund, so Geschäftsführer Robert Schäfer, der so wirkte, als kenne er die Gepflogenheiten arabischer Geschäftsmänner hinsichtlich Uhrzeiten und Verabredungen sehr gut. Auf der Pressekonferenz gab es von Monatzeder nichts grundlegend Neues. Man habe Ismaik am Vortag die neuen Vizepräsidenten Christian Holzer und Schmidt vorgestellt, insgesamt die Kommunikation gepflegt, aber auch entschieden, dass man sich nach der Bestätigung des Präsidiums auf der Delegiertenversammlung am 25. April wieder in München treffen werde. Dann erst soll es auch Neues in punkto Geschäftsplan geben.

Ismaik zeigte sich nach den Gesprächen mit dem neuen Präsidium durchaus bereit, mehr Geld zur Verfügung zu stellen. "Ich denke nur an das Wohl des Vereins. Wir haben das diskutiert und ich denke, dass wir das auch tun werden." Ismaik räumte auf Nachfrage sogar ein, dass die höheren Investitionen keinen Bedingungen unterliegen würden.

Doch erstmal wird es spannend sein, ob er die vor einem Jahr zugesagten Gelder überweisen wird. Bekommt der Klub die Investitionen vorab, hat 1860 natürlich gänzlich andere Möglichkeiten und Spielräume hinsichtlich der Personalplanungen.

Mounir Zitouni