2. Bundesliga

"So viel Spaß wie noch nie"

St. Pauli: Obenauf dank Matthias Lehmann!

"So viel Spaß wie noch nie"

Feierlaune: St. Paulis Matthias Lehmann konnte in der laufenden Zweitligasaison bereits 20 Treffer bejubeln.

Feierlaune: St. Paulis Matthias Lehmann konnte in der laufenden Zweitligasaison bereits 20 Treffer bejubeln. picture-alliance

Eine Wohnung hat er in Hamburg noch nicht bezogen. Seit Bekanntgabe seines Wechsels von Aachen zu St. Pauli war Matthias Lehmann auf der Suche. Vier Monate, die nicht ausreichten, um eine passende Bleibe zu finden. Gleichwohl aber genügten, um bei seinem neuen Verein zum Führungsspieler zu werden. Der Höhenflug in der Liga ist eng mit seinem Namen verbunden. Lehmann (kicker-Notenschnitt 2,69) verpasste bislang keine Saisonminute, ist - um im Bild zu bleiben - der Pilot, steuert seine Neben- und Vorderleute, korrigiert und behält im Mittelfeldzentrum vor der Abwehr den Überblick. "Ich beobachte seine Entwicklung schon seit vielen Jahren, aber so gut habe ich ihn noch nie gesehen", lobt Trainer Holger Stanislawski, gemeinhin kein Freund von Einzelkritik. Die Liga erlebt den besten Lehmann aller Zeiten.

Eine Meinung, die Stanislawski nach acht Spieltagen nicht exklusiv hat und die er mit Zahlen untermauert. Kein anderer Spieler der 2. Liga hat mehr Ballkontakte (699), niemand spielte bislang mehr Pässe (509). Und der 26-Jährige begeistert nicht nur als umtriebiger Antreiber und Ballverteiler. In der Defensive stopft er Löcher, stellt die Gegner, erobert Bälle. Die Arbeitsbiene mit der Pferdelunge weist Effektivität nach. Auch in der Offensive, wo ihm mit Distanzschüssen bereits vier Treffer gelangen. "Ob ich so stark wie noch nie spiele, ist schwer zu beurteilen", sagt der allseits Gelobte selbst, "aber es macht mir auf jeden Fall so viel Spaß wie noch nie."

Abgehakt ist die Vergangenheit. Drei Jahre beim TSV München 1860, wo er mit 22 Jahren als jüngster Kapitän Vereinsgeschichte schrieb, und weitere drei Jahre in Aachen sind abgehakt. Dass Lehmann seine Ex-Klubs mit dem FC St. Pauli in die Schranken verwies (3:1 gegen 1860 und 5:0 in Aachen), passt zur Entwicklung. "Es ist sensationell, wie es hier läuft. Aber ich wäre auch nicht gewechselt, wenn wir den Anspruch hätten, irgendwo im Mittelfeld zu landen." Der gebürtige Ulmer ist angekommen beim FC St. Pauli, mit dem er mittelfristig zurück in die Bundesliga will - und wird nun auch endlich heimisch. Lehmann bezieht in den kommenden Tagen seine Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel.

Lutz Wöckener