Jürgen Klopp hatte es ehrlich gemeint und doch drückte es das ganze Dilemma beim Kiez-Klub aus: "Der einzige Wermutstropfen ist, dass es St. Pauli im Moment nicht gut geht." Mitleid vom Gegner - viel tiefer kann der Bundesliga-Absteiger nicht mehr fallen.
Tatsächlich ist das Team wieder an dem Punkt angelangt, an dem es unter Dietmar Demuth auch schon war. Allein, die Lage ist hoffnungsloser: Weitere vier Punktspiele sind absolviert, die Reißleinen Trainerwechsel und Spielernachkäufe sind bereits gezogen. "Wir sind die Schießbude der Liga", konstatierte Sportdirektor Franz Gerber, während Neu-Coach Joachim Philipkowski bereits ahnt: "Es geht nur noch um das Reduzieren der Fehler, abstellen können wir die gar nicht. Wir haben ein riesiges Kopfproblem."
Speziell ein Profi ist von dem Bazillus befallen - Keeper Simon Henzler hatte in bislang jedem Pflichtspiel einen Fauxpas, ist intern längst umstritten. Das Problem: Um das Nervenkostüm von Ersatzmann Tihomir Bulat ist es auch nicht besser bestellt. Und dennoch: Gestern platzte den Fans der Kragen. Lauthals schrien sie nach Bulat, skandierten zudem "Henzler raus". Der Gescholtene, vor allem beim Eigentor von Adamu mit unglücklicher Figur, hatte nach Abpfiff mit den Tränen zu kämpfen, sagte: "So ein Tor wie zum 1:2 fängt außer uns keiner. Das ist symptomatisch für unsere Situation. Die Rufe gegen mich habe ich gar nicht so wahrgenommen, ich hatte genug mit mir selbst zu tun."
St. Pauli vorm Absturz, Mainz auf Höhenflug. Vor allem nach der Pause spielte das Team von Jürgen Klopp überlegen seine spielerische Überlegenheit aus. Den Trainer freute vor allem, "dass wir nach dem Rückstand nicht die Ordnung verloren haben. Da haben wir gut reagiert." Das Motto nach dem 4:1 - Freude ja, Euphorie nein. Christoph Babatz, früher beim St. Pauli- Nachbarn HSV tätig: "Es sah gut aus, was wir gemacht haben. Aber man muss ehrlich sagen, es war heute auch sehr leicht, hier zu gewinnen."