Im Action-Krimi auf dem Hungaroring hat Nico Rosberg in letzter Sekunde die Pole Position für den Großen Preis von Ungarn erobert. Der Formel-1-Spitzenreiter profitierte nach dem anfänglichen Regen-Chaos auf seiner entscheidenden Runde am Samstag davon, dass zeitgleich sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton durch einen Dreher von McLaren-Fahrer Fernando Alonso aufgehalten wurde. "Was für ein Wahnsinns-Qualifying. Die Bedingungen waren kreuz und quer", sagte Rosberg. "Es war eine echte Herausforderung."
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Für Rosberg war der Erfolg gegen Hamilton das erhoffte Signal im engen Titelrennen. Der 31-Jährige nimmt nur noch einen Punkt Vorsprung auf seinen Dauerrivalen mit in das elfte Saisonrennen am Sonntag (14 Uhr/LIVE!-Ticker bei kicker.de). Auf dem langsamen Kurs nahe Budapest ist Überholen schwierig, Startplatz eins daher ein großer Vorteil. "Ich habe am Ende eine richtig gute Runde erwischt, die hat richtig gepasst", sagte Rosberg, der in Ungarn noch nie aufs Podium kam.
Hamilton schlagfertig
Hamilton gab sich trotz seines Pechs auf der letzten Runde entspannt. "Diese Dinge passieren, ich bin nicht zu sehr enttäuscht", erklärte der Brite. Hamilton weiß um seine aktuelle Formstärke. Zuletzt hat er vier von fünf Rennen gewonnen, in Ungarn hält er mit vier Siegen gemeinsam mit Michael Schumacher den Rekord. "Es wird ein langes Rennen. Ich bin in der Position, um den Sieg zu fahren", sagte der Dreifach-Champion.
Härteste Verfolger der Silberpfeile sind wie erwartet die beiden Red-Bull-Piloten. Der Australier Daniel Ricciardo belegte Rang drei, der Niederländer Max Verstappen wurde Vierter. "Wir sind nah dran, näher als je zuvor", versicherte Ricciardo.
Dagegen musste sich Ferrari-Star Sebastian Vettel mit Rang fünf begnügen, nachdem er sich von McLaren-Routinier Jenson Button behindert fühlte. "Es ist ein bisschen Glückssache. Wir haben nicht das echte Potenzial aus dem Auto rausholen können", sagte der Hesse. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen schied als 14. sogar schon nach dem zweiten Durchgang aus.
Vettels Kritik am Reifenhersteller
Kritisierte Reifenhersteller Pirelli: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel. Getty Images
Nach heftigen Regenfällen hatte sich ein echtes Spektakel auf der rutschigen Piste entwickelt. Zunächst hatte die Jagd auf die Pole Position wegen der Wassermassen auf der Strecke 20 Minuten später begonnen. Dann musste die Qualifikation wegen Unfällen von Sauber-Fahrer Marcus Ericsson, Williams-Pilot Felipe Massa und Rio Haryanto von Manor dreimal unterbrochen werden.
Vettel kritisierte zwischenzeitlich erneut die Regenreifen von Hersteller Pirelli. "Die sind einfach nicht gut genug, ausreichend Wasser zu verdrängen", sagte der viermalige Weltmeister. Immer wieder gerieten die Piloten durch Aquaplaning in brenzlige Situationen, mehrfach schossen Wasserfontänen hinter den Boliden auf. "Ich bin ziemlich irre und mag solche Bedingungen normalerweise, aber das Aquaplaning war verrückt", sagte Hamilton.
"Man kann unter diesen Bedingungen mehr falsch machen als richtig, das haben wir gut hingekriegt", lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff seine Piloten. Rosberg zog nebenbei auch mit seinem Kindheitsidol Mika Häkkinen gleich. Wie der zweimalige Weltmeister hat nun auch Rosberg 26 Pole Positions.
Rosbergs Verhalten wird untersucht
Update: Viereinhalb Stunden nach der Chaos Qualifikation von Ungarn hatte Rosberg endlich seine Pole Position sicher. Die Rennkommissare stellten am Samstagabend ihre erst spät aufgenommenen Ermittlungen gegen den Formel-1-Spitzenreiter ein und sprachen ihn damit vom Vorwurf frei, seinen Mercedes auf der entscheidenden Runde unter gelben Warnflaggen nicht ausreichend verlangsamt zu haben. "Ich habe getan, was ich tun musste", hatte Rosberg vorher schon beteuert.
Weder Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff noch später die Rennkommissare erkannten allerdings ein strafwürdiges Vergehen bei Rosberg. "Die Telemetrie hat gezeigt, dass der Fahrer seine Geschwindigkeit in Kurve acht deutlich verringert hat", urteilten die Streckenrichter. Rosberg konnte die Pole Position somit behalten.