Mercedes war auch im Königlichen Park von Monza das Maß aller Dinge. Die Konkurrenz hatte nicht den Hauch einer Chance gegen die Silberpfeile. Und Hamilton und Rosberg kamen sich diesmal nicht zu nahe.
Anders als zuletzt in Belgien blieb eine Kollision aus, der Zweikampf war fair, mit Hamilton als dem strahlenden Sieger nach 53 Runden. Rosberg hatte zwar einen überragenden Start, erlaubte sich als Führender aber mindestens einen Fehler zu viel. Mit seinem sechsten Saisonsieg verkürzte Hamilton den Rückstand in der WM-Gesamtwertung auf 22 Punkte. Rosberg führt mit 238 Punkten, Hamilton hat 206 Zähler auf dem Konto.
"Es tut mir leid für meine Jungs", sagte Rosberg noch via Boxenfunk. Bei der Siegerzeremonie stieß er nur höchst verhalten mit Hamilton an, der beim Nachtrennen in zwei Wochen in Singapur die WM-Spitze übernehmen kann. "Lewis ist heute ein tolles Rennen gefahren, er hat es verdient", sagte Rosberg, ehe er auf fließendem Italienisch den zigtausenden Fans auf der Start- und Zielgeraden dankte. So wie der überglückliche Hamilton: "Grazie a tutti."
Bestes Team ohne Stern war Williams. Massa als Dritter und Valtteri Bottas nach beherzter Aufholjagd als Vierter unterstrichen das Vertrauen des Traditionsrennstalls, auch im kommenden Jahr mit beiden Piloten an den Start zu gehen.
Direkt dahinter folgten Ricciardo, der die bessere Strategie innerhalb des Teams gewählt hatte, und Vettel, die sich in einem begeisterndem Rennen im Verfolgerfeld durchsetzten.
Nico Hülkenberg verpasste als Zwölfter im Force India die Punkte, Adrian Sutil landete im Sauber auf P15.
Große Enttäuschung herrschte im Lager der Scuderia Ferrari. Fernando Alonso musste seinen Boliden beim Heimspiel vorzeitig mit technischem Defekt abstellen. Kimi Räikkönen kam nicht über P9 hinaus, profitierte dabei sogar von einer Strafe für Magnussen (McLaren).
Der Niederländer Christijan Albers (35) hat nach dem Rennen sein Amt als Teamchef bei Caterham mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der Ex-Pilot, der erst Mitte Juli beim englischen Team eingestiegen war, nannte private Gründe für seinen Rücktritt: "Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen." Sein Nachfolger wird Manfredi Ravetto.
Rosberg legte einen Raketenstart hin, setzte sich an die Spitze, während Polesetter Hamilton sogar bis auf P4 zurückfiel. Magnussen war von fünf auf zwei gesprungen, Massa direkt dahinter. Vettel machte am Start drei Plätze gut, fand sich auf P5 wieder, Hülkenberg schnellte von P13 auf P9 vor. Bottas erwischte einen rabenschwarzen Start und fiel von P3 aus den Top-Ten. In der ersten Schikane hielten sich alle Piloten mit unüberlegten Attacken zurück, es gab keine Kollisionen.
Während Rosberg seinen Vorsprung ausbaute, zogen Massa und Hamilton an Magnussen vorbei. Den ersten Ausfall musste das Marussia-Team hinnehmen, als Chilton in der "Variante della Roggia" brutal über die Randsteine räuberte, ausgehoben wurde und ins Kiesbett flog.
Hamilton schnappte sich Massa mit einem tollen Manöver in der "Prima Variante" und machte sich als Zweiter auf die Verfolgung des Teamkollegen.
Hochspannung herrschte auf den Plätzen vier bis neun. Magnussen spürte Vettel im Nacken, dahinter reihten sich Button, Alonso, Perez und Bottas auf. Der Finne im überlegenen und pfeilschnellen Williams machte alsbald gekonnt Boden gut, ließ Perez, Alonso und Button mit DRS-Unterstützung keine Chance.
Vettel holte sich als erster neue Reifen (19. Runde), verabschiedete sich damit aus dem heißen Pulk. Hamilton hatte derweil stark aufgeholt und Rosberg im Visier.
Nachdem sich alle Piloten neue Pneus abgeholt hatten und mehr als die Hälfte der Renndistanz absolviert waren, führte Vettel das Verfolgerfeld auf P4 vor Magnussen an. Hamilton übte starken Druck auf Rosberg aus, der vor der "Prima Variante" ein zweites Mal einen groben Fehler beging, geradeaus fuhr und seinen britischen Kollegen ziehen lassen musste.
Groß war die Trauer bei den Ferrari-Fans, als Alonso seinen Boliden nach der Zielgeraden mit technischem Defekt abstellen musste.
Rennsport vom Feinsten gab es im Verfolgerfeld. Viele heiße Fights und tolle Manöver. Bei einem Duell zwischen Magnussen und Bottas kam es aber zur Berührung, Bottas kam von der Strecke ab, Magnussen erhielt eine Fünf-Sekunden-Strafe. Sehenswert auch ein langes Rad-an-Rad-Duell zwischen Perez und Button. Keiner der beiden gab nach, der Force India und der McLaren zogen nebeneinander durch die Kurven, am Ende mit Perez als Sieger.
Ricciardo glänzte im letzten Rennviertel mit einer überragenden Aufholjagd und spektakulären Überholmanövern. Auch Vettel hatte keine Chance gegen den Australier, wehrte sich zwar nach Kräften, musste den Teamkollegen aber - auch wegen der deutlich älteren Reifen - ziehen lassen.
Pl. | Fahrer | Team | Box | Zeit |
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1 | L. Hamilton | Mercedes AMG ... | 1 | 1:19:10,236 |
2 | N. Rosberg | Mercedes AMG ... | 1 | + 3,175 |
3 | F. Massa | Williams ... | 1 | + 25,026 |
4 | V. Bottas | Williams ... | 1 | + 40,786 |
5 | D. Ricciardo | Aston Martin ... | 1 | + 50,309 |
6 | S. Vettel | Aston Martin ... | 1 | + 59,965 |
7 | S. Perez | Sahara Force ... | 1 | + 1:02,518 |
8 | J. Button | McLaren F1 ... | 1 | + 1:03,063 |
9 | K. Räikkönen | Scuderia ... | 1 | + 1:03,535 |
10 | K. Magnussen | McLaren F1 ... | 1 | + 1:06,171 |
11 | D. Kvyat | Red Bull Toro ... | 1 | + 1:11,184 |
12 | N. Hülkenberg | Sahara Force ... | 1 | + 1:12,606 |
13 | J. Vergne | Red Bull Toro ... | 1 | + 1:13,093 |
14 | P. Maldonado | Lotus F1 ... | 1 | + 1 Rd. |
15 | A. Sutil | Alfa Romeo F1 ... | 1 | + 1 Rd. |
16 | R. Grosjean | Lotus F1 ... | 1 | + 1 Rd. |
17 | K. Kobayashi | Caterham F1 ... | 1 | + 1 Rd. |
18 | J. Bianchi | Manor ... | 1 | + 1 Rd. |
19 | E. Gutierrez | Alfa Romeo F1 ... | 3 | + 2 Rd. |
20 | M. Ericsson | Caterham F1 ... | 1 | + 2 Rd. |
21 | F. Alonso | Scuderia ... | 1 | Generator, 29. Rd. |
22 | M. Chilton | Manor ... | 0 | Unfall, 6. Rd. |