Mit seinem zweiten Saisonsieg, dem 19. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere, meldete sich Lewis Hamilton eindrucksvoll zurück. In einem über weite Strecken ereignislosen Rennen auf dem Hungaroring, dem letzten vor der fünfwöchigen Sommerpause, setzten neben dem Briten vor allem die Lotus-Piloten Räikkönen und Grosjean Glanzlichter.
Weltmeister Vettel hatte auf dem Kurs, der Überholen beinahe unmöglich macht, keine Chance auf den Sieg, machte aber zumindest etwas Boden gut in der WM-Gesamtwertung. Der Führende Alonso (164) wurde an seinem 31. Geburtstag Fünfter, Red-Bull-Pilot Mark Webber kam als Achter ins Ziel und hat mit 124 Punkten nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Vettel. Vierter (117) ist Hamilton, knapp vor Räikkönen (116).
Ein Wochenende zum Vergessen erlebte Mercedes-Pilot Michael Schumacher. Nach völlig verkorkstem Qualifying stand der Rekordweltmeister nur auf Platz 17 in der Startaufstellung. Er parkte aber auf Platz 19 und stellte anschließend sogar den Motor ab. Der Start wurde verschoben, eine weitere Aufwärmrunde gefahren. Schumacher musste aus der Boxengasse losfahren. In der zweiten Runde wechselte er nach einem Plattfuß bereits Reifen, war in der Boxengasse aber bereits vorher zu schnell unterwegs: Durchfahrtstrafe! Neun Runden vor Schluss wurde Schumachers Mercedes in die Garage geschoben.
Schumachers Teamkollege Nico Rosberg bekam als Zehnter noch einen WM-Punkt. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg dagegen verpasste als Elfter die Punkteränge. Marussia-Pilot Timo Glock landete auf P21.
Polesetter Hamilton gelang ein Traumstart. Mit Vorsprung bog er in die erste Kurve ein, während dahinter Vettel auf der letzten Rille versuchte, Grosjean zu überholen. Dabei verzockte sich der Titelverteidiger gründlich, wurde, weil er zwischenzeitlich vom Gas gehen musste, von Button überholt, und fand sich gerade noch einen Platz vor Alonso wieder, der am Start an Räikkönen vorbeigezogen war.
Wie auf der kurvenreichen Strecke des Hungarorings üblich, hatte sich nach der Startphase die Reihenfolge schnell stabilisiert. Hamilton und Grosjean traten an der Spitze die Flucht nach vorne an. Dahinter gab Vettel sein Unterfangen, Button zu überholen, schnell auf und richtete sich auf Position vier ein. Alonso fiel auf Platz fünf etwas ab und hielt scheinbar Räikkönen und den gut gestarteten Webber auf.
Bis zur ersten Runde der Boxenstopps plätscherte das Rennen dahin. Vettel versuchte erst gar nicht, an Button vorbei zu kommen. Offenbar fehlte es dem Red Bull an Endgeschwindigkeit.
Nachdem das Feld die ersten Reifenwechsel absolviert hatte, änderte sich an der Reihenfolge der Top sechs nichts. Allerdings hatte Grosjean Pech. Er stoppte später als Hamilton und hatte sich mit zwei schnellen Runden schon virtuell am Briten vorbei geschoben. Seine Crew verpatzte allerdings den Boxenstopp, der Franzose verlor ungefähr drei Sekunden und musste sich erneut auf Position zwei einordnen.
Auch im zweiten Stint tat sich wenig. Die Strecke ließ offenbar keine Überholvorgänge zu. Sowohl Grosjean als auch Vettel klebten an den Fahrzeugen ihrer Vorderleute, machten allerdings keine großen Anstalten, einen Überholvorgang zu versuchen.
Alle verließen sich auf die zweite Phase der Reifenwechsel. Dabei schafften es die Red Bull-Mechaniker, Vettels Auto an Button vorbei zu bringen. In dieser Phase war allerdings Räikkönen der schnellste Mann. Der Ex-Weltmeister aus Finnland blieb so lange wie möglich auf dem zweiten Reifensatz, übernahm die Spitze und fuhr eine schnelle Runde nach der anderen.
Als letzter der Spitzgruppe kam Räikkönen an die Box. Der herausgefahrene Vorsprung des Finnen reichte zwar nicht, um Hamilton vom ersten Platz zu verdrängen, doch Grosjean konnte er mit einem gewagten Manöver bei der Boxenausfahrt auf Platz drei verdrängen. Vettel fiel auf P4 zurück.
Mit dem zweiten Platz wollte sich Räikkönen aber nicht zufrieden geben. Runde um Runde holte er auf den führenden Hamilton auf. In der 54. Runde tauchte der Lotus bildfüllend im Rückspiegel des McLaren auf. An ein Überholen war jedoch nicht zu denken. Der Finne versuchte 15 Runden lang, in eine gute Überhol-Position zu kommen, musste jedoch einsehen, dass die Strecke keine guten Chancen für einen risikolosen Überholvorgang bietet.