Eishockey

Penalty-Held Tiffels krönt seine Turnierleistung

Bundestrainer Sturm: "Ich traue ihm sehr viel zu"

Penalty-Held Tiffels krönt seine Turnierleistung

Unerwartet der WM-Held im deutschen Team: Frederik Tiffels.

Unerwartet der WM-Held im deutschen Team: Frederik Tiffels. Getty Images

Im Moment des puren Glücksgefühls fand Matchwinner Frederik Tiffels sogar das Eishockey-Mutterland Kanada bei der WM bezwingbar. Gerade erst hatte der College-Spieler seinem besten Kumpel, dem deutschen NHL-Star Leon Draisaitl, die Show gestohlen und das Nationalteam im Penalty-Drama gegen Lettland in die K.o.-Runde geschossen. Unbekümmert traute der 21-Jährige nur Minuten später sich und dem Team eine WM-Sensation gegen den Titelverteidiger zu. "Jetzt freuen wir uns auf das Viertelfinale. Das ist ein Spiel, da ist alles drin", sagte der WM-Debütant - und verschwand.

Vor der Mammutaufgabe am Donnerstag (20.15 Uhr) in Köln ist Tiffels die Überraschung des Turniers aus deutscher Sicht. Den 4:3-Zittersieg über Lettland wird er wohl nie vergessen. Es war ein Dienstagabend für besondere Geschichten. Tiffels begann erst am Mittwochmorgen zu realisieren, was eigentlich passiert ist. Tiffels ist der einzige Nicht-Profi im Team, besucht die Western Michigan University und ist erst seit Anfang April Nationalspieler - selbst mancher Teamkollege hat ihn vorher nicht gekannt.

Seine erste A-WM spielt er ausgerechnet in seiner Heimatstadt Köln und wurde dort als Schütze des entscheidenden Penaltys vor 18.797 Zuschauern zum entscheidenden Mann in einem dramatischen Vorrundenspiel. "Das kann man sich nicht besser erträumen", sagte Tiffels. "Es war wunderschön."

Sturm liegt bei Tiffels richtig

Intuitiv hatte sich Bundestrainer Marco Sturm für die drei Kumpels Draisaitl, Dominik Kahun und eben Tiffels als Penaltyschützen entschieden, obwohl sein Co-Trainer Geoff Ward Bedenken hatte. "Ich habe Tiffi vertraut, und das war schon sensationell", schwärmte Sturm. "Tiffi spielt besser als erwartet." Draisaitl und Kahun waren im Shootout ebenso gescheitert wie alle lettischen Schützen. Als Letzter lief Tiffels auf den guten lettischen Torhüter Elvis Merzlikins zu, schob ihm den Puck durch die Schoner und riss die Arme hoch, ehe seine Teamkameraden ihn in einer Jubeltraube verdeckten.

Frederik Tiffels, Elvis Merzlikins (r.)

Der entscheidende Penalty zum Viertelfinale: Frederik Tiffels (l.) trifft. Getty Images

Bundestrainer Sturm, Kapitän Christian Ehrhoff, Kumpel Draisaitl und seine Teamkollegen schienen sich besonders für den sympathischen WM-Neuling zu freuen. "Er ist brutal schnell. Ein super dynamischer junger Spieler, der fightet, der kämpft. Wir sind einfach nur froh, dass er da ist", sagte der überragende NHL-Goalie Philipp Grubauer. Sturm beschrieb Tiffels als einen "sehr anständigen, ruhigen Typen".

Nächster Halt: NHL? Tiffels hofft auf Karriere-Schub

Den nachgereisten NHL-Star Draisaitl kennt Tiffels schon seit der Kindheit, Draisaitls Mutter ist seine Patentante. Auch mit dem Münchner Kahun spielte er in der Jugend zusammen. "Die Drei sind, glaube ich, in einem Zimmer, auch wenn es nur ein Doppelzimmer ist", scherzte Sturm. Auf dem Eis tritt Tiffels selbstbewusst und frech auf, schoss beim 3:6 gegen Russland sein erstes WM-Tor. Die Weltmeisterschaft ist für ihn auch eine Bühne, auf der er sich für die nordamerikanische Profiliga NHL empfehlen kann. "Ich glaube schon, dass das einen Schub gibt", sagte Tiffels. Er habe sich über die nächste Saison aber noch nicht viele Gedanken gemacht. "Man sagt immer so schön, man soll im Moment leben - das mache ich auch."

Schon 2015 hatten ihn die Pittsburgh Penguins in der sechsten Runde an insgesamt 167. Position gedraftet. Nicht ausgeschlossen, dass er sich schon in diesem Sommer von seinem College-Leben verabschiedet, obwohl eigentlich noch zwei weitere Jahre an der Western Michigan University auf ihn warten würden. "Das sind, glaube ich, Entscheidungen, die er ganz in Ruhe nach der WM treffen kann. Es hilft natürlich, wenn er einen Penalty bei der WM verwandelt. Ich traue ihm sehr viel zu", sagte Sturm.

dpa/jom

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