Eishockey

Die Blackhawks - das Maß aller Dinge in der NHL

Steht Chicagos Dynastie schon wieder vor dem Ende?

Die Blackhawks - das Maß aller Dinge in der NHL

Einer der Väter des Erfolgs: Chicago-Coach Joel Quenneville.

Einer der Väter des Erfolgs: Chicago-Coach Joel Quenneville. Getty Images

Quenneville bescheiden: "Ich habe Glück, ihr Coach zu sein"

"Drei Titel seit 2010. Ich würde sagen: das ist eine Dynastie!" Mit diesen Worten leitete NHL-Commissioner Gary Bettman die Übergabe des Stanley Cups an Blackhawks-Kapitän Jonathan Toews ein. Doch warum schaffte Chicago das, was zum Beispiel den Pittsburgh Penguins, die seit dem Titel 2009 keine zwei Play-off-Runden in Folge mehr gewannen, verwehrt blieb?

NHL Stanley Cup - Play-offs - Finale - Best of 7
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Chicago Blackhawks - Vereinsdaten
Chicago Blackhawks

Gründungsdatum

25.09.1926

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

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Tampa Bay Lightning - Vereinsdaten
Tampa Bay Lightning

Gründungsdatum

16.12.1991

Vereinsfarben

Blau-Weiß-Schwarz

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"Wir haben starke Führungsspieler. Sie brauchen keine Motivation, das erledigen sie selbst auf dem Eis. Ich habe Glück, ihr Coach zu sein", meinte Joel Quenneville nur wenige Minuten nach seiner dritten NHL-Meisterschaft als Cheftrainer. Damit dürfte der Kanadier insbesondere jene sieben Spieler gemeint haben, die alle drei Erfolge als Schlüsselspieler miterlebten: Toews, Conn-Smythe-Trophy-Gewinner Duncan Keith, Edeltechniker und - gemeinsam mit Tampas Tyler Johnson - Play-off-Topscorer Patrick Kane, Marian Hossa, Brent Seabrook, Patrick Sharp sowie Niklas Hjalmarsson.

Eine solche Ansammlung an hochkarätigen Stammspielern erlaubte es Chicago, nach nur zwei Jahren des Umbruchs nach dem Titelgewinn 2010, als zahlreiche Leistungsträger aufgrund der Beschränkungen durch den Salary Cap nicht zu halten gewesen waren, wieder um den Titel mitzuspielen. "Wir haben einige Spieler verloren, die bei ihren neuen Klubs schnell Führungsspieler wurden", sagt Quenneville in Anspielung auf die damaligen Abgänge von Antti Niemi (San Jose), Andrew Ladd, Dustin Byfuglien (beide Atlanta/Winnipeg), Brian Campbell (Florida) oder Troy Brouwer (Washington).

Dies ist der größte Tag meiner Eishockey-Karriere.

Ein gerührter Kimmo Timonen nach dem Stanley Cup

Kluge Transfers und kluges Draften des Managements um General Manager Stan Bowman, Sohn der noch immer als Berater für die Blackhawks tätigen Trainerlegende Scotty Bowman, sorgten dafür, dass Quenneville nach dem Sieg gegen Tampa feststellen konnte: "Wir haben ein wenig gebraucht, um wieder nach oben zu kommen. Aber die Tiefe im Kader war ganz sicher auch ein Schlüssel, warum wir erneut gewonnen haben."

So machte es sich insbesondere bezahlt, dass Bowman vor und während der Saison mit Brad Richards, Antoine Vermette oder Kimmo Timonen drei äußerst erfahrene Veteranen verpflichtete. Timonen, der im Alter von 39 Jahren anschließend seine Karriere beendete, hatte den Cup als Erster nach Kapitän Toews in die Höhe des United Centers recken dürfen - und meinte sichtlich gerührt: "Dies ist der größte Tag meiner Eishockey-Karriere."

Bricht der Kader nun erneut auseinander?

Durfte die riesige Trophäe als Erster in die Höhe strecken: Kapitän Jonathan Toews.

Durfte die riesige Trophäe als Erster in die Höhe strecken: Kapitän Jonathan Toews. Getty Images

Ein Problem allerdings hat Sportboss Bowman nun. Denn der Kader droht nach dem ultimativen Triumph, einmal mehr auseinanderzubrechen. Aufgrund der teuren Vertragsverlängerungen mit Toews und Kane, die ab der kommenden Spielzeit im Schnitt 10,5 Millionen US-Dollar Jahresgehalt erhalten werden, stehen einige Härtefallentscheidungen an. Da der erst 22-jährige Power Forward Brandon Saad gehalten werden soll, aber vor einer saftigen Gehaltserhöhung steht, ist bereits sicher, dass sich die Blackhawks von dem ein oder anderen teureren Akteur werden trennen müssen. Stürmer Sharp, aber selbst Seabrook oder Keeper Corey Crawford müssen womöglich abgegeben werden.

Steht die von Bettman angesprochene kleine Dynastie der Blackhawks also schon wieder kurz vor ihrem Ende? Nein, meint Bowman junior, der sagt: "Wir sind noch längst nicht fertig." Für die Konkurrenz in der NHL klingt dies wie eine Drohung.

jom