Eishockey

Draisaitl und Co. fordern Kanadas Superstars

Finalserie des World Cup of Hockey

Draisaitl und Co. fordern Kanadas Superstars

Gelingt dem Team Europe um Leon Draisaitl der große Coup?

Gelingt dem Team Europe um Leon Draisaitl der große Coup? imago

Jetzt soll auch noch Kanada dran glauben: Die besten deutschen Eishockey-Profis spielen in der Nacht auf Mittwoch mit dem Team Europa um den Titel beim World Cup. Bei der hochkarätig besetzten inoffiziellen Weltmeisterschaft nach NHL-Version sorgte die europäische Auswahl, der insgesamt sechs deutsche Spieler um Leistungsträger Leon Draisaitl angehören, schon bislang für eine Überraschung nach der anderen.

"Wer hätte das gedacht?", twitterte der bislang überaus starke Abwehrroutinier Christian Ehrhoff nach dem 3:2 im Halbfinale am Sonntag gegen Schweden und reichte die Antwort gleich nach: "Wir. Nur wir. Im wahrsten Sinne des Wortes nur wir."

"Wir" - das ist ein für das prestigeträchtige Turnier bunt zusammen gewürfelter Haufen von NHL-Top-Spielern aus Ländern, die kein eigenes Team zum World Cup schicken konnten. Denn dafür waren neben Gastgeber Kanada nur die anderen Top-Nationen USA, Russland, Tschechien, Schweden und Finnland zugelassen. Aus deutscher Sicht besonders erfreulich nun ist der große deutsche Anteil in der Mannschaft.

Neben Draisaitl und Ehrhoff sorgten auch Dennis Seidenberg und Tobias Rieder für den von kaum für möglich gehaltenen Finaleinzug gegen den großen Favoriten Kanada um Superstar Sidney Crosby. Ohne Einsätze blieben bislang die deutschen Torhüter Thomas Greiss und Philipp Grubauer. Zudem stehen in Franz Reindl und Ralph Krueger zwei weitere Deutsche für den Erfolg.

Wir haben keine Vergangenheit, wir haben keine Zukunft, aber wir sind im Jetzt sehr gut.

Ralph Krueger

Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, war als Generalmanager für die Zusammensetzung des Teams mitverantwortlich und gewann im Deutsch-Kanadier Krueger einen ehemaligen NHL-Coach als Trainer. "Wir haben keine Vergangenheit, wir haben keine Zukunft, aber wir sind im Jetzt sehr gut", erklärte Krueger, langjähriger Schweizer Nationaltrainer.

Krueger schwärmt von Draisaitl

Vor allem Draisaitl hat großen Anteil am Finaleinzug. "Wir wollten der Welt zeigen, dass die kleinen Länder auch Eishockey spielen können. Das ist uns ganz gut gelungen", sagte der Top-Nachwuchsmann aus Edmonton, der immer mehr zeigt, dass er sich mit den Allerbesten messen kann. "Es macht großen Spaß, mit ihm zu arbeiten", schwärmte Krueger vom 20-Jährigen, der in der Vorrunde zwei Tore schoss, darunter das entscheidende 3:2 gegen Tschechien in der Overtime.

Auch Verteidiger Ehrhoff überzeugt bislang. "Wir können Geschichte schreiben", sagte der Verteidiger bereits vor dem Halbfinale gegen Schweden. Mit einer Tor-Vorlage - bereits sein dritter Assist im Wettbewerb - sorgte der 34-Jährige mit für den Finaleinzug.

Der Routinier muss das Schaufenster beim World Cup nutzen. Denn der Nationalspieler, der bislang 862 NHL-Spiele bestritt, hat noch keinen neuen Vertrag in Nordamerika. "Ich hoffe, danach ergibt sich was", sagte Ehrhoff. Angeblich gibt es bereits Anfragen aus der russischen KHL, doch der gebürtiger Moerser würde gerne in der NHL bleiben.

Dies gilt auch für Seidenberg und Rieder, die ebenfalls noch kein neues NHL-Team haben. Rieder verhandelt mit seinem bisherigen Team aus Arizona über einen neuen Vertrag. Der 35 Jahre alte Seidenberg hofft wie Ehrhoff auf Angebote.

Duell "David gegen Goliath"?

Favorit im ersten Spiel der Finalserie, die im Best-of-three-Modus entschieden wird, ist in der Nacht zum Mittwoch trotz des Höhenflugs natürlich Weltmeister und Olympiasieger Kanada. In der Gruppe siegte das Team gegen Europa mit 4:1. Um über die kanadischen NHL-Stars zu triumphieren, brauche es "magische Tage, eine Weltklasse-Torhüterleistung und etwas sehr, sehr Spezielles", meinte Krueger. Ehrhoff kündigte jedoch bereits an: "Wir sind noch nicht zufrieden."

Für die kanadische Zeitung "National Post" ist das Duell sogar ein Spiel "David gegen Goliath". Auf die leichte Schulter genommen werden soll der "David" aber nicht: "Schande über uns, wenn wir sie nicht ernst nehmen sollten", sagte Doug Armstrong, Generalmanager von Team Canada: "Jetzt sieht jeder, dass sie eine höllenstarke Mannschaft sind und nicht nur eine gute Geschichte."

dpa/sid/bru