Eishockey

DEL-Start: Von Titelanwärtern und Wackelkandidaten

Am Freitag beginnt die neue Saison

DEL-Start: Von Titelanwärtern und Wackelkandidaten

Das Warten auf den Auftakt: Kölns Ankert, Lüdemann, Tjärnqvist und Müller (v.l.).

Das Warten auf den Auftakt: Kölns Ankert, Lüdemann, Tjärnqvist und Müller (v.l.). picture alliance

Titelanwärter: Köln, Hamburg, Mannheim

Ist dreimal auch Kölner Recht? Zweimal in Folge scheiterten die Haie 2013 und 2014 erst im Finale, zuletzt in Spiel sieben auf heimischem Eis. Nun soll endlich der nächste Titelgewinn ins Rheinland. Hierfür holte sich das Team von Ex-Bundestrainer Uwe Krupp den nicht nur aus deutscher Sicht prominentesten Neuzugang des Sommers in Haus: Nationalverteidiger Alexander Sulzer (30), der nach sieben Jahren im Dunstkreis der NHL seine Zelte in Nordamerika abbrach, zum Auftakt aber aufgrund von Knieproblemen noch auszufallen droht.

Einen prominenten Abgang verkraften musste dagegen das ambitionierte Hamburg, das jedoch - ebenso wie die Adler Mannheim - dank mehrerer hochkarätiger Neuzugänge erneut zum engsten Favoritenkreis gehört. Während die Kurpfälzer insbesondere auf ihren Ausländerpositionen Tabula rasa betrieben und fünf von sieben vergebenen Positionen neu besetzten, sicherten sich die Freezers in den Stürmern Kevin Clark (Krefeld) und Marty Sertich (Iserlohn) sowie dem defensivstarken Deutsch-Kanadier Brett Festerling (Nürnberg) drei der Besten ihres Fachs in der DEL.

Der Abgang von David Wolf, der sich in den NHL-Kader der Calgary Flames kämpfen will, sollte so mehr als nur kompensiert werden können. Die Adler derweil, bei denen der neue Coach Geoff Ward eine vierte Reihe nur aus deutschen Nationalspielern zusammenstellen kann, sind das wohl am tiefsten besetzte Team der Liga.

Mitfavoriten: München, Berlin, Nürnberg

Bereit für den Titel? München will oben angreifen.

Bereit für den Titel? München will oben angreifen. picture alliance

Im zweiten Jahr in Serie seit der Übernahme des EHC München durch einen österreichischen Getränkeriesen wurden beim mutmaßlich teuersten DEL-Team keine Kosten gescheut. Doch trotz eines erneut großen Umbruchs - 14 Spieler gingen, elf Spieler kamen - ist der neue Star und Hoffnungsträger in der bayrischen Landeshauptstadt der Trainer: Nach einjährigem Gastspiel in Salzburg kehrt Don Jackson in die DEL zurück. Der einstige mehrfache Berliner Meistermacher will mit dem Grundgerüst des Vorjahres und mit Neuzugängen wie DEB-Torjäger Michael Wolf (Iserlohn) oder seinen ehemaligen Schützlingen bei den Eisbären, Richie Regehr und Mads Christensen, prompt wieder um den Titel mitspielen.

Derweil scheinen die Voraussetzungen und Zielsetzungen bei Eisbären und Ice Tigers ähnlich, doch die Situationen bei beiden Klubs unterscheiden sich gewaltig. Hier der DEL-Rekordtitelträger, der sich nach einem "Seuchenjahr" mit dem Ausscheiden in der Qualifikationsrunde wieder zu vergangenen Erfolgen aufschwingen will; dort die jungen Nürnberger, die nach der ersten Play-off-Teilnahme seit 2010 mit Elan nach Höherem streben.

Saison 2014/15

Was beide jedoch eint und von vielen Konkurrenten abhebt, ist indes ein Stamm an exzellenten deutschen Akteuren. Bekommen die Berliner im zweiten Jahr unter Coach Jeff Tomlinson erst einmal wieder einen Lauf, sind Rankel, Busch, Olver, Hördler, Braun & Co. bekanntlich kaum zu stoppen. Gelingt den Franken um Top-Verteidiger Fredrik Eriksson, Neu-Nationalspieler Yasin Ehliz oder Kapitän Patrick Reimer, der mit seinem Bruder Jochen den wohl wichtigsten Neuzugang als Beistand auf der Torhüterposition erhielt, ähnliches, könnten die Ice Tigers wiederum sogar zu den neuen Eisbären mutieren.

Play-off-Kandidaten: Krefeld, Wolfsburg

Sowohl Pinguine wie auch Grizzly Adams mussten in Person von Clark (Hamburg) beziehungsweise Benedikt Kohl (Ingolstadt) Leistungsträger abgeben, können insgesamt aber auf einen eingespielten, erfahrenen und auch ausgeglichen besetzten Kader bauen. Ein Vorteil ist zweifellos auch, dass in beiden Teams mit Rick Adduono und Pavel Gross zwei erfolgreiche Trainer der vergangenen Jahre ihre Arbeit fortsetzen und auch auf dieser wichtigen Position somit keine Anpassungsprobleme zu befürchten sind.

Wackelkandidaten: Ingolstadt, Iserlohn

Keinen leichten Stand? Ingolstadts Björn Barta.

Keinen leichten Stand? Ingolstadts Björn Barta. imago

Der deutsche Meister nur als Wackelkandidat? Dieser Umstand beruht insbesondere auf einem enormen personellen Umbruch: Neben Meister-Trainer Niklas Sundblad, der sich verpokerte und durch Larry Huras ersetzt wurde, verließen auch einige Leistungsträger wie die beiden in die KHL wechselnden Slowenen Ziga Jeglic und Robert Sabolic, Kapitän Tyler Bouck, das Führungsspieler-Trio Tim Conboy, Travis Turnbull und Jakub Ficenec (alle Düsseldorf) sowie der drittbeste Vorrundentorschütze Alexander Oblinger (Nürnberg) den Klub. Einzig Nationalverteidiger Kohl, der ebenfalls aus Wolfsburg gekommene Aaron Brocklehurst und der ehemalige tschechische Juniorennationalspieler Petr Taticek stehen dem prominenten Aderlass entgegen.

Die Roosters, budgetär eher bei den Außenseitern angesiedelt, schafften es schon im vergangenen Jahr dank der Verpflichtungen von Nordamerikanern mit deutschen Pass, finanzielle Nachteile im Vergleich zu manchem Wettbewerber auszugleichen und setzten auch im Sommer mit der Akquise von Ryan Button und Dylan Wruck, die als Deutsche ihre ersten Europa-Erfahrungen sammeln, wieder auf diese Schiene. Gut möglich, dass die Sauerländer erneut positiv überraschen können.

Außenseiter: Augsburg, Düsseldorf, Straubing, Schwenningen

Wieder mehr Grund zum Jubeln? Die DEG strebt Platz zehn an.

Wieder mehr Grund zum Jubeln? Die DEG strebt Platz zehn an. imago

Von den üblichen Verdächtigen mit den mutmaßlich kleinsten Budgets schaffte es in der Vergangenheit immer wieder einmal ein Team, bis in die Playoffs vorzustoßen und dort sogar weiter zu überraschen. Eines haben die vier Kellerkind-Kandidaten in diesem Jahr gemeinsam: Alle vier verpflichteten zumindest einen überraschend prominenten Akteur. So holte Augsburg den Ex-NHL-Torhüter Chris Mason, Straubing sicherte sich die Dienste des französischen Nationalspielers Sacha Treille und Schwenningen engagierte mit Jon Matsumoto einen namhaften AHL-Spieler.

Die DEG wiederum holte Spielmacher Rob Collins, der in den Play-offs 2014 noch für den rheinischen Rivalen Köln auf Titeljagd gegangen war, zurück nach Düsseldorf. Insbesondere auch dank der drei Zuzüge von Meister Ingolstadt (siehe oben) will der neue Cheftrainer und Bruder von Kapitän Daniel Kreutzer, Christof Kreutzer, Platz zehn erreichen. Angesichts der dennoch weiterhin kaum vorhandenen Qualitätstiefe im Kader dürfte dies aber für Düsseldorf, wie für die anderen drei Außenseiter, erneut ein schwieriges Unterfangen werden.