Basketball

Fleming-Kritik an Pleiß - "Kein Fertigprodukt"

DBB-Team wahrt EM-Chance - Lob für Voigtmann

Fleming-Kritik an Pleiß - "Kein Fertigprodukt"

Aufbauarbeit: Chris Fleming stellt sich schützend vor die Spieler, die ihm zur Verfügung stehen. Wie zum Beispiel Maodo Lo.

Aufbauarbeit: Chris Fleming stellt sich schützend vor die Spieler, die ihm zur Verfügung stehen. Wie zum Beispiel Maodo Lo. imago

Mit zwei Niederlagen gegen den abschließenden Gegner Niederlande und in Dänemark war die DBB-Auswahl mächtig in die Bredouille geraten. Und auch ins Kreuzfeuer der Kritiker. Nach dem hohen Sieg über den Nachbarn aus der Alpenrepublik liegt das Ticket zur Kontinentalmeisterschaft weiterhin abholbereit am Schalter. Ein Sieg mit vier Punkten Vorsprung am Samstag in Leiden (19 Uhr) - und der deutsche Basketball hätte die Katastrophe im letzten Moment noch abgewendet.

Fleming sah viele positive Dinge bei seiner Mannschaft. Wenngleich überall noch Luft nach oben ist. "Das Spiel war für uns sehr, sehr bedeutend. Die Art und Weise, wie wir physisch gespielt haben, war heute entscheidend", kommentierte der ehemalige Bamberger Erfolgscoach an alter Wirkungsstätte. Vor ungewohnt spärlich besetzten Rängen. Nur zwei der vier Tribünen waren geöffnet worden, und auch die mit 3117 Zuschauern nicht voll besetzt.

Voigtmann am Brett stark

Der frühere Frankfurter Johannes Voigtmann punktete vor allem in der ersten Spielhälfte stark, kam am Ende mit 19/10 sogar auf ein Double-Double. Die entschlossenere Arbeit am Brett freute Fleming, der in Voigtmann ein großes Talent sieht ("Es gibt nur wenige Big Men in Europa mit soviel Ballgefühl"), aber vor allem dessen Reboundstärke lobte. Ein Bestandteil im Spiel des Centers und Spanien-Legionärs, der zuvor immer wieder kritisch beäugt worden war.

Voigtmann und auch der Bamberger Patrick Heckmann (14 Zähler/"Das ganze Umfeld hier hat gutgetan") zeigten aufsteigende Tendenz. Beispielhaft für das gesamte Team, so Fleming: "Ich denke, die Mannschaft hat eine Entwicklung genommen, und wir werden auch in Leiden in der Lage sein, die Niederlande zu schlagen."

Voigtmann gegen Lanegger

Entschlossen am Brett: Johannes Voigtmann schnappte sich gegen Österreich (re. Lanegger) zehn Rebounds. imago

"Wir sind kein Fertigprodukt"

Gegen die physisch starken Holländer ist sicher noch mehr Gegenwehr gefragt als gegen zweitklassige Österreicher, die sich zwar bis zum Schluss vor allem mit ihrem bulligen Center Rasid Mahalbasic (21 Punkte, wie erwartet vor allem aus dem Low Post) wehrten, aber nicht an die Leistung aus dem engen Hinspiel von Schwechat anknüpfen konnten.

Fleming war insbesondere mit der kühlen Reaktion seiner Mannschaft in etwas schmutzigen Phasen der zweiten Hälfte einverstanden. "Da hatten wir zuletzt Probleme", sagte der Head Coach, der an der Seitenlinie engagiert zu Werke ging. Die 15 Ballverluste wogen daher nicht schwer. "Wir sind kein Fertigprodukt", hielt der 46-Jährige fest. "Wir wollten kein perfektes Spiel machen, aber es geht vorwärts."

Thema Pleiß - "Erwarte, dass er es zu Ende bringt"

Nach Fertigprodukt sah das am Mittwochabend in Bamberg fürwahr nicht aus, doch Wille und Leidenschaft waren bei den jungen Spielern zu erkennen und wurden vom Publikum auch honoriert. Vor allem Maodo Lo schien sich in der für ihn noch ungewohnten Point-Guard-Rolle wohler zu fühlen. Fleming bescheinigte dem Neu-Bamberger enorme Fortschritte, bezeichnete auch dessen Karriereschritt nach vier Jahren US-College als richtige Entscheidung, um sein Spiel im Backcourt weiterentwickeln zu können.

Leistungsträger wie NBA-Starter Dennis Schröder und Center Tibor Pleiß fehlen. Letzterer war während der EM-Quali abgereist , um sich um einen neuen Arbeitgeber zu kümmern (Galatasaray Istanbul wurde es schließlich). Ein Verhalten, das Fleming deutlich kritisierte. "Ich erwarte von einem Nationalspieler, dass er es zu Ende bringt, wenn er kommt. Das sind wir uns alle schuldig."

aho