Basketball

King oder Teamgeist: Können die Hawks James stoppen?

NBA, Play-offs: Atlanta und Cleveland streiten ums Finalticket

King oder Teamgeist: Können die Hawks James stoppen?

Ist er zu stoppen? Clevelands LeBron James.

Ist er zu stoppen? Clevelands LeBron James. Getty Images

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Die Hawks konnten die Cavs in drei von vier Hauptrundenpartien in die Schranken weisen - das gelang keinem Team sonst in der Liga. Partie Nr. 1 ging an Cleveland, danach hielten die Hawks das Steuer in der Hand. Kurz vor Weihnachten lief Reservist Shelvin Mack zu großer Form auf (24 Punkte, sechs Dreier), als Atlanta mit 29 Punkten Vorsprung gewann. Zwei Wochen später sowie Anfang März gelangen Atlanta weitere Ausrufezeichen gegen den Topfavoriten im Osten. Am Ende lief die Mannschaft von Mike Budenholzer mit 60 Siegen als Conference-Bester ins Ziel ein, Cleveland wurde nach Startproblemen unter NBA-Rookie-Coach David Blatt Zweiter.

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Aktuelle Form

Weder die Hawks noch die Cavs gingen bislang glatt durch die Play-offs. Atlanta gestattete sowohl Brooklyn als auch Washington zwei Siege - beide Kontrahenten hätten mit etwas mehr Qualität den stotternden Motor der Hawks abwürgen können. Immerhin behielt Atlanta Nervenstärke, wie zum Beispiel Center Al Horford, der in Spiel fünf gegen die Wizards in letzter Sekunde nach Schröders Fehlwurf einen 2:3-Rückstand verhinderte. Mit drei Siegen in Folge zogen die Hawks eine Runde weiter und zeigten am Ende auch wieder ihren Team-Ball - bei 68 Prozent ihrer Körbe folgt vorher ein Assist (Play-off-Bestwert).

Die Cavaliers hätten gegen die Chicago Bulls auch gut und gerne ausscheiden können. Mit 1:2 lag das Team aus Ohio im Hintertreffen, Kyrie Irving und zwischenzeitlich auch LeBron James plagten sich mit Verletzungen herum, J.R. Smith fehlte in den ersten beiden Spielen gesperrt. Doch auch hier überwand der Favorit alle Reibungsverluste und setzte sich - gekrönt durch eine Gala des "King" in Spiel 5 (38 Punkte, zwölf Rebounds) - am Ende mit 4:2 durch. Beeindruckend die Defense beim finalen 94:73 in Chicagos United Center.

Verletzungen

Die Hawks haben alle Schlüsselspieler zur Verfügung, Paul Millsap (Schulter) und Kyle Korver (Gesicht) haben ihre Verletzungen überwunden. Das große Fragezeichen steht hinter Kyrie Irving, dem Point Guard der Cavs. Sein Offensivspektakel (19,8 Punkte in den laufenden Play-offs) wird gebremst durch eine Fußverletzung, so konnte er das letzte Spiel gegen die Bulls nicht beenden. Doch offenbar konnten die Cavs die knapp einwöchige Ruhepause nutzen - Irving signalisierte Bereitschaft für Spiel eins. In jedem Fall fehlen wird - neben Dauerpatient Anderson Varejao - Power Forward Kevin Love wegen seiner Schulterverletzung.

Trainer

Hawks-Coach Mike Budenholzer bei Taktik-Anweisungen.

Hawks-Coach Mike Budenholzer bei Taktik-Anweisungen. Getty Images

Mike Budenholzer hat in dieser Saison mit der Art und Weise, wie er die Hawks spielen ließ, aufhorchen lassen und sich verdient den Titel "Trainer des Jahres" geholt. Der einstige Assistent von Trainer-Legende Gregg Popovich in San Antonio predigt erfolgreich: Team geht vor! Und so lassen die Hawks, die gleich vier Spieler ihrer Starting Five ins All-Star-Game brachten, schön die Pille laufen, bis wirklich der beste Wurf gefunden ist. Budenholzers Gegenüber David Blatt hingegen, ist gerade erst dabei, sich in der NBA einen Namen zu machen. Nach Erfolgen im europäischen Basketball war er schon mit der Aussage in Ohio angetreten, dass seine Teams häufig etwas Zeit brauchen, bis sie seine Strategie umsetzen können. Und so lief es auch mit den Cavs - das Starensemble strauchelte wochenlang, ehe es seiner Rolle gerecht werden konnte. Inzwischen sind die Cavs trotz Loves Fehlen so weit, dass sie für den Großteil der Experten als Favorit in dieser Serie gelten.

Faktor LeBron James

Die Leistung des "King" wird wohl über den Ausgang entscheiden - so denken viele jedenfalls. LeBron James kann ein Spiel alleine entscheiden, Stirnband auf oder nicht. So wie 2007 gegen Detroit, als er beim 109:107 nach zweimaliger Verlängerung 48 Punkte im Bogen stehen hatte. Oder seine 45 Punkte und 15 Rebounds in Spiel sechs gegen die Boston Celtics im Jahr 2012. Ihm gegenüber wird ein echter Kettenhund stehen, der "Junkyard Dog" DeMarre Carrol, der in der Form seines Lebens ist. Carroll legte in der Postseason Rekordwerte auf, traf 52 Prozent seiner Würfe und verteidigte beinhart. Doch nun geht es gegen den viermaligen MVP, Herz und Seele der Cavaliers, Held von Cleveland. Doch Achtung, LBJ! In den beiden Duellen der Hauptrunde gegen Carroll gelangen im Schnitt nur neun Punkte bei 20 Prozent Trefferquote (3 von 15 aus dem Feld)...

Faktor Kyle Korver

Der Scharfschütze der Liga fiel in der Serie gegen die Wizards in ein tiefes Loch. Lediglich seine starke Defense und sein verbessertes Passspiel hielten Kyle Korver auf dem Feld. Nur 12 seiner 42 Dreierversuche gegen die Hauptstädter saßen. Atlanta braucht die Wurfstärke des 34-Jährigen gegen die Cavs, um noch schwerer ausrechenbar zu sein.

History

Beide Franchises lechzen nach einem großen Titel. Die Hawks spielten 1958 noch in St. Louis, als sie letztmals triumphierten, die Cavaliers haben noch nie gewonnen! 1970 standen die Hawks zuletzt im Conference-Finale, damals noch im Westen. Stars wie Dominique Wilkins, Spud Webb oder Kevin Willis schafften den Sprung nach ganz oben nie. Und das, obwohl die Franchise zwischen 1970 und 1999 21-mal die K.-o.-Phase erreichte. Zwischen 2000 und 2007 gehörte Atlanta zu den Kellerkindern der NBA, danach begann der Neuaufbau mit dem ersten Puzzleteil Al Horford. Der Leistungsschub in dieser Saison kam freilich gänzlich unerwartet.

Die Cavaliers blicken auf starke Jahre in den 80er und 90er Jahren zurück. Da stand ein gewisser Michael Jordan mit seinen Bulls Cavs-Protagonisten wie Brad Daugherty, Larry Nance und Mark Price im Weg. Nach der Ära des Trainers Lenny Wilkens folgte eine lange Durststrecke, ehe LeBron James in Ohio anheuerte. Es reichte in seiner ersten Zeit für den Finaleinzug im Jahr 2007 (der Sieger hieß San Antonio), als er sein Talent nach Miami mitnahm, um dort zu triumphieren, verfiel Cleveland wieder in Agonie. Jetzt ist er wieder zurück - und weiß ein Team mit Titelqualitäten um sich. Doch reicht es für den ganz großen Wurf?

Prognose

Der Gesundheitszustand des Kyrie Irving kann neben LeBron James' Qualitäten das Zünglein an der Waage zu Gunsten der Cavaliers sein. Der Formanstieg der Hawks in den letzten Spielen spricht für den Conference-Ersten. Mit einer engen Serie darf gerechnet werden, in der sicher auch wieder Dennis Schröder als Back-up für Jeff Teague Akzente setzen wird. Bislang kommt der Braunschweiger in durchschnittlich 20 Einsatzminuten auf 10,1 Punkte, 4,3 Assists und 1,8 Rebounds. Läuft Kyle Korver dazu wieder heiß "from downtown", können die Hawks dem Widersacher einen Strich durch die Rechnung machen. Weil dies jedoch nicht garantiert ist, lautet der...
kicker-Tipp: Cavs in 7

aho