Basketball

LeBrons Lakers: Charakterköpfe, Feinde und Talente

Superstar "bastelt" sich sein Team

LeBrons Lakers: Charakterköpfe, Feinde und Talente

Aus Intimfeinden werden Teamkollegen: LeBron James (li.) und Lance Stephenson.

Aus Intimfeinden werden Teamkollegen: LeBron James (li.) und Lance Stephenson. imago

Es ist ein offenes Geheimnis, dass James - der NBA-Spieler mit dem ligaweit klar meisten Einfluss - bei der Kaderplanung seiner Teams einiges mitzuentscheiden hat. So ist anzunehmen, dass der 33-Jährige, im Austausch mit der Lakers-Führungsebene um Spieler-Legende und "President of basketball operations" Earvin "Magic" Johnson, den Kader zusammenstellt, mit dem er in ein bis zwei Jahren um den Titel mitspielen will.

Kein zweiter All-Star

Dieser Kader hat äußerst interessante Formen angenommen. Hatte James in den vergangenen acht Jahren zumeist einen oder zwei andere Top-Stars an seiner Seite, scheint er bei den zuletzt unterdurchschnittlichen Lakers auf eine Zusammensetzung aus zähen, aber umstrittenen Veteranen und talentierten, aber ungeschliffenen Rohdiamanten zu bauen. Ein weiterer All-Star, selbst ganz große Namen wie Kevin Durant, Kawhi Leonard oder Paul George waren im Gespräch, wurde nicht verpflichtet.

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Es ist schon lustig, dass wir nun im gleichen Team sind. Ich bin gespannt, wie das funktioniert.

Lance Stephenson

Tatsächlich zählt "LABron" auf ein paar extravagante Routiniers, mit denen er zum Teil brisante persönliche Vorgeschichten hat. Zunächst wäre da der physische Shooting Guard Lance Stephenson (28). Er und James hatten stets eine intensive On-Court-Rivalität, im Rahmen derer Stephenson den "King" immer wieder provozierte und sich in der Rolle dessen Intimfeindes gefiel. Kurios: bei Stephenson ist es sogar bestätigt, dass er auf Anordnung von James nach L.A. geholt wurde. "Es ist schon lustig, dass wir nun im gleichen Team sind. Ich bin gespannt, wie das funktioniert", teilte Stephenson mit. Mit einem Ende der Rivalität scheint er aber kein Problem zu haben: "Dass er (James, Anm. d. Red.) mich wollte, freut mich und zeigt, dass ihm mein Spiel gefällt."

Formschwankende Wandervögel

Auch der nächste Lakers-Neuzugang entsprach nicht unbedingt den öffentlichen Erwartungen. Wandervogel Michael Beasley (29) gilt seit seiner College-Zeit als hochveranlagt, allerdings auch als unberechenbarer Störfaktor, obwohl ihn sein Ex-Mitspieler Enes Kanter zuletzt als "großartigen Typen und interessantesten Menschen, den ich kenne" bezeichnete. Formschwankend konnte der Ex-New Yorker zuletzt zumindest mit guten Statistiken überzeugen. James und Beasley teilten sich bereits in Miami eine Kabine.

Des Weiteren kam Point Guard Rajon Rondo (32), der sich in der Eastern Conference jahrelang erbitterte Duelle mit James lieferte - als Star der Boston Celtics, was seinem Wechsel zu den Lakers zusätzliche Würze verleiht. Rondo, der sich in den letzten Jahren ebenfalls zu einem formschwankenden Wandervogel entwickelte, gilt als extrem ehrgeizig, für die Atmosphäre in seinen Teams aber auch als Herausforderung. Komplettiert werden die interessanten Neu-Lakers von Center JaVale McGee (30), der jahrelang als tollpatschiger Durchschnittsspieler verschrien war, während der letzten beiden Championships mit den Warriors aber sowohl auf als auch neben dem Court spürbar gereift ist.

Ball, Kuzma und...Wagner

Der andere Spielerblock, der bereits seit gut einem Jahr die Grundlage für neuerfundene Lakers bilden soll, besteht aus jungen Talenten um den 2017 an zweiter Stelle gepickten Lonzo Ball (20). Zu Point Guard Ball, der zuletzt verletzungsanfällig war und mit Rondo nun einen erfahrenen Mann vor die Nase gesetzt bekommt, gesellen sich Josh Hart (23), Brandon Ingram (21) und der spätzündende Durchstarter des Vorjahres Kyle Kuzma (23), der sogar ins All-Rookie-First-Team gewählt wurde. Alle vier haben Ansprüche auf einige Einsatzminuten. Ergänzt werden die Jungen seit dem diesjährigen NBA Draft auch durch den Berliner Power Forward Moritz Wagner (21). Nach drei Jahren an der University of Michigan wurde der 2,11-Meter-Mann an 25. Stelle ausgewählt. In der Rotation muss sich Wagner, der sich in der Preseason verletzte, jedoch erst einmal hintenanstellen.

Hört auf zu urteilen. Spieler wie Lance Stephenson oder ich wissen, wie man Spiele gewinnt und mit anderen zurechtkommt.

Michael Beasley

In den US-Medien wurde vermehrt diskutiert, ob James sich mit den diesjährigen Trades nicht zu viele Charakterköpfe und Störfaktoren in die Lakers-Kabine geholt hat, worunter die Teamchemie erheblich leiden könnte. Auf der Gegenseite werden Argumente, dass die arbeitssamen Routiniers den mitunter unbeschwerten Jungstars bei deren Reifeprozess helfen könnten, genannt. Beasley, einer dieser angeprangerten Akteure, äußerte sich dazu wiefolgt: "Hört auf zu urteilen. Spieler wie Lance Stephenson oder ich wissen, wie man Spiele gewinnt und mit anderen zurechtkommt."

Nur einer hat den Stammplatz sicher

Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Lakers letztendlich zusammenfinden und wie die Einsatzminuten und Positionen verteilt werden. Denn laut General Manager Rob Pelinka hat "nur LeBron James einen garantierten Stammplatz". Doch ohne andere Top-Stars im Kader lastet umso mehr Verantwortung auf James, seine Mitspieler optimal um sich herum aufzustellen und erfolgreich zu involvieren. Auch wenn in der kommenden Spielzeit noch niemand den Titel von LeBron und den Lakers fordern wird und sich im Personal-Puzzle im nächsten Sommer wieder einiges verändern kann. Fest steht bislang nur: Der "King", der für vier Jahre in "Hollywood" unterschrieben hat, scheint einen interessanten Plan zu haben.

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