Basketball

Western Conference: Die große Vorschau

Wer kann den Spurs das Wasser reichen?

Am Rande einer Niederlage hatten die Mavs um Dirk Nowitzki Tony Parker und die Spurs in der Vorsaison: Wer kann San Antonio dieses Mal ein Bein stellen?

Am Rande einer Niederlage hatten die Mavs um Dirk Nowitzki Tony Parker und die Spurs in der Vorsaison: Wer kann San Antonio dieses Mal ein Bein stellen? Getty Images

Die Top-Teams

San Antonio Spurs: Wann geht Duncan & Co. der Sprit aus?

San Antonio Spurs - das steht für Beständigkeit auf hohem Niveau, fünf Meisterschaften seit 1999 und Teamgeist. Coach Gregg Popovich geht in sein 19. Jahr mit den Texanern, hat dabei in einer 82er-Saison noch nie weniger als 50 Hauptrundenspiele gewonnen! Die fünf Titelgewinne gelangen allesamt mit ausgeglichen besetzten Kadern - Starallüren Fehlanzeige.

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Nach wie vor suchen Tony Parker, Tim Duncan & Co. den am besten postierten Spieler. Passstafetten hebeln die gegnerische Defensive aus, wer den Ball reinmacht, ist egal. Die Erfahrung spricht ebenso für den Meister, auch wenn Duncan und Manu Ginobili über ihrem Zenit sind. Dafür avancierte Finals-MVP Kawhi Leonard zu einem kampfstarken und selbstbewussten Protagonisten.

Ausblick: Vielleicht fehlt es San Antonio etwas an Athletik, sicher wird das Durchschnittsalter der Leistungsträger irgendwann zum Problem - und Fakt ist auch, dass die Spurs noch nie einen Titel verteidigen konnten. Doch eins ist klar: Wer 2015 die Larry O'Brien Trophy in die Höhe stemmen will, muss an Gregg Popovich und seinen Spielern erst einmal vorbei.

Oklahoma City Thunder: Wie schnell wird "KD" fit?

Kontinuität auf der Trainerbank weisen auch die Oklahoma City Thunder auf. Scott Brooks sitzt seit acht Jahren unangefochten auf der OKC-Bank. Die große Kunst: die beiden Superstars bei Laune halten. Das fällt momentan zwangsläufig leicht, denn NBA-Topscorer Kevin Durant muss nach einem Fußbruch vorerst passen. Also rückt Russell Westbrook in den Fokus - der Point Guard hält sich ja ohnehin für den stärksten Aufbauspieler der NBA. Jetzt kann er es beweisen, mit Reibungsverlusten ist auf Grund des Durant-Schocks in OKC dennoch zu rechnen. Zumal das Team auf der Shooting-Guard-Position (Reggie Jackson, Anthony Morrow) weiterhin nicht gerade erstklassig besetzt ist.

Ausblick: Wird "KD" rechtzeitig fit, geht es für die Thunder sicher weit in den Play-offs, vielleicht sogar bis in die Finals. Denn mit einem gesunden Durant verfügt OKC auch über eine "Big Three": Durant, Westbrook, dazu der spanische Power Forward Serge Ibaka, der sich zu einem Defense-Monster und zuverlässigen Punktelieferanten gemausert hat und sich zudem wohltuend in den Dienst der Mannschaft stellt.

Wer ist der beste Point Guard? Russell Westbrook (re.) erhebt Ansprüche, Chris Paul überzeugt konstant auf hohem Niveau.

Wer ist der beste Point Guard? Russell Westbrook (re.) erhebt Ansprüche, Chris Paul überzeugt konstant auf hohem Niveau. Getty Images

Los Angeles Clippers: Mächtig Potenzial, Zeit für Zählbares

Die Los Angeles Clippers haben zwar längst die Vormachtstellung in ihrer Heimatstadt an sich gerissen und den Lakers um Längen hinter sich gelassen, doch auf einen Titel wartet "Lob City" weiterhin. Superstar Chris Paul ist das passende Symbol dafür: Der wohl beste Point Guard der Liga hat zwar schon sieben All-Star-Nominierungen eingeheimst, aber noch kein einziges Mal die Runde der besten vier NBA-Teams erreicht.

Die Clippers wollen endlich liefern. Mit Doc Rivers wissen sie einen exzellenten Head Coach an ihrer Seitenlinie, in der Klubführung ist Ruhe eingekehrt. Und auf dem Court? "CP3" zieht souverän die Fäden und wird insbesondere Blake Griffin suchen. Der spektakulär agierende Power Forward vereint rohe Kraft und Finesse. Rebound-Schreckgespenst DeAndre Jordan wütet unter beiden Körben und führte die Liga in der Field-Goal-Percentage an. Shooting Guard J.J. Redick ist ein gefürchteter Scharfschütze, und von der Bank kommt jetzt nicht mehr nur Jamal Crawford, sondern auch der lange Neuzugang Spencer Hawes.

Ausblick: Die Small-Forward-Position (Matt Barnes) sowie die Freiwurfschwäche (Jordan!) sind die Achillesfersen bei den Clippers, interessant wird zudem zu beobachten sein, wie die Kalifornier mit Erfolgsdruck und drohender Wankelmütigkeit umgehen können. Treffen Doc Rivers und Chris Paul die richtigen Entscheidungen, ließe sich das Potenzial auch in Zählbares ummünzen.

Die ambitionierten Verfolger

Dallas Mavericks: Stark wie lange nicht

Die Nowitzki-Entlaster: Tyson Chandler und Chandler Parsons (re.).

Die Nowitzki-Entlaster: Tyson Chandler und Chandler Parsons (re.). imago

Erstrunden-Aus, Play-offs verpasst, Erstrunden-Aus (wenngleich knapp gegen den späteren Meister San Antonio): Die Bilanz der Dallas Mavericks seit dem bislang einzigen Titelgewinn im Jahr 2011 sieht nicht gerade toll aus. Der Personalumbruch sorgte dafür, dass die Texaner nicht mehr zu den ganz Großen zählten, Dirk Nowitzki war zu oft auf sich allein gestellt.

Doch nun kann sich der mittlerweile 36-jährige Würzburger, der vor seiner 17. Saison noch einmal mit Mentor Holger Geschwindner Feinschliff betrieb und an einem besonders schnellen Wurf arbeitete, wieder etwas ausrechnen. Denn mit Tyson Chandler kam das abwehrstarke Puzzleteil der Mavs-Meistermannschaft von den New York Knicks zurück nach Dallas. "Er ist unser Anker, blockt Würfe und versucht allen zu helfen", sagte Nowitzki im kicker-Interview und lobte den "hohen Basketballverstand" des Rückkehrers. Für spürbare Entlastung in Sachen Verantwortung soll der aus Houston gekommene Chandler Parsons sorgen, ein echter "Go-to-guy".

Im Back Court konnten die Mavericks mit Jameer Nelson (Orlando) und Raymond Felton (Knicks) zwei erfahrene Point Guards holen, auch Meistermitglied J.J. Barea (Minnesota) soll noch kommen. Alles in allem wird Nowitzki, der sich in der Sommerpause auch zur hohen Belastung in der Liga äußerte und eine Reduzierung der Hauptrundenspiele anregte, wohl wieder etwa 32 oder etwas weniger Minuten Einsatzzeit bekommen. Bleibt der deutsche Vorzeigekorbjäger gesund, wird er demnächst in der ewigen Scorerliste der Liga von Rang zehn auf sieben vorrücken und die NBA-Legenden Hakeem Olajuwon, Elvin Hayes und Moses Malone überflügeln.

Ausblick: San Antonio, die Clippers und OKC zählt auch Nowitzki zu den Westfavoriten. "Und wir sprechen da hoffentlich auch ein Wörtchen mit", so der Routinier. Die zweite Play-off-Runde sollte auf jeden Fall drin sein für Rick Carlisle und sein Team.

Golden State Warriors: Spektakel von draußen

Die Spaßmacher an der Westküste: Klay Thompson und Stephen Curry (re.), genannt die Splash Brothers.

Die Spaßmacher an der Westküste: Klay Thompson und Stephen Curry (re.), genannt die Splash Brothers. Getty Images

Denkt man an die Warriors, denkt man an Spektakel und die "Splash Brothers". Stephen Curry und Klay Thompson lassen die gegnerischen Verteidiger an der Dreierlinie hin- und herflitzen, bis einer von beiden dann den Ball in hohem Bogen durch die Reuse platschen lässt. Das sorgt für Begeisterungsstürme in Oakland, doch das ist andererseits auch das Problem. Denn die Warriors sind manchmal zu sehr verliebt in ihre Distanzwürfe. Mal abwarten, was der frühere Meisterschütze Steve Kerr (fünf Titel mit den Bulls und den Spurs) als Trainernovize und Nachfolger des beliebten Mark Jackson daraus macht.

Ausblick: Gut würde Golden State ein gesunder Andrew Bogut unter den Körben tun, dann wären die Kalifornier nicht nur die "Splash Brothers", sondern auch unberechenbarer und ein Kandidat auf die Top 4 im Westen.

Portland Trail Blazers: Aldridge und Lillard können auch Play-offs

Ähnlich furios wie die Warriors spielten auch die Portland Trail Blazers in der vergangenen Saison auf. Das Team aus Oregon steigerte sich von 33 auf 54 Siege und bezwang in den Play-offs auch die Houston Rockets in Runde eins. Das macht natürlich Lust auf mehr, und angesichts des bärenstarken Power Forwards LaMarcus Aldridge (brandgefährlich aus der Halbdistanz und im Post kaum zu verteidigen) und Point Guard Damian Lillard (wieselflinker Spielmacher mit Gamewinner-Qualitäten) werden die Gegner im Westen auch wieder viele Sorgenfalten auf der Stirn haben.

Ausblick: Problemzonen? Defense und Reservebank! Wenngleich letztere mit den Routiniers Steve Blake (Point Guard) und Chris Kaman (Center) nun etwas prominenter besetzt ist. Und vielleicht explodiert der junge Power Forward Thomas Robinson in seinem zweiten Jahr im Moda Center, ehemals Rose Garden. Dann sind die Blazers wieder heißer Anwärter zumindest auf die zweite Play-off-Runde.

Und der Rest?

Es soll Zeiten gegeben haben, in denen die Los Angeles Lakers um den Titel mitgespielt haben. Spaß beiseite. 2009 und 2010 war der 16-malige Meister (nur die Celtics haben einen Titel mehr) zuletzt tatsächlich noch Champion. Seither lief ziemlich viel schief. Stichwort: missglückter Personalumbruch. Stichwort: Verletzungspech. Zwar ist Kobe Bryant nun wieder dabei und Carlos Boozer könnte Pau Gasol (Tausch mit Chicago) an guten Tagen vielleicht auch ersetzen, dafür fehlt Routinier Steve Nash im Aufbau. Und Nachrücker Jeremy Lin kann allenfalls in der Offensive bisweilen Akzente setzen. Zuviele Sorgen, zuviel Last auf der in die Jahre gekommenen "Black Mamba" - das wird wohl nichts für Byron Scott und seine Jungs.

Immer ein Hingucker: Houstons Drahtzieher James "The Beard" Harden.

Immer ein Hingucker: Houstons Drahtzieher James "The Beard" Harden. Getty Images

Weitaus mehr zu bieten haben da schon die Houston Rockets, die sich in jedem Fall einen Platz in den Top 8 im Westen ausrechnen. James "The Beard" Harden und Dwight "Superman" Howard können Spiele allein entscheiden. Weitaus mehr wäre freilich möglich gewesen, wäre Chandler Parsons nicht zu den Mavericks gelassen worden oder hätte sich Chris Bosh für einen Weggang vom South Beach in Miami entschieden.

Um Platz acht wollen auch die Denver Nuggets und die Memphis Grizzlies mitspielen, für die nun Altstar Vince Carter seine Knochen hinhält. Die Nuggets hoffen wieder auf ihre Heimstärke in der Höhenluft von Colorado, auf die Geschwindigkeit von Aufbauspieler Ty Lawson und auf den Spirit von Weltmeister Kenneth Faried. Die Grizzlies bauen auf ihr Rückgrat - das Center-Forward-Duo Marc Gasol und Zach Randolph. Doch die beiden bekommen oft nicht genug Hilfe, auch die Bank ist trotz des Carter-Trades zu schwach besetzt.

An Rang acht hinschnuppern könnte abermals das Überraschungsteam der vergangenen Saison, die Phoenix Suns mit ihrem starken Backcourt (Goran Dragic, Eric Bledsoe). Und auch die New Orleans Pelicans drängen mit ihrem jungen Hauptdarsteller Anthony Davis nach oben, haben sich mit Omer Asik unter dem Korb verstärkt. Was bislang fehlte, war die Konstanz und ein Ausschöpfen des Potenzials.

Nach dem Weggang von Kevin Love zu den Cleveland Cavaliers ist mit den Minnesota Timberwolves trotz Ideengeber Ricky Rubio und den Jungstars Anthony Wiggins, Zach LaVine und Anthony Bennett eher nicht zu rechnen. Auf den Kellerrängen werden sich auch die Utah Jazz und die Sacramento Kings wiederfinden.

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