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Der Maserati unter den SUVs heißt Levante

Bis zu 264 km/h schneller Edel-Kraxler

Der Maserati unter den SUVs heißt Levante

Maserati Levante: Auch der italienische Nobelhersteller konnte sich dem SUV-Boom nicht verschließen.

Maserati Levante: Auch der italienische Nobelhersteller konnte sich dem SUV-Boom nicht verschließen. Hersteller

Die SUV-Welle macht auch vor noblen Herstellern nicht halt. Schon früh hat Porsche erkannt, dass in diesem Segment mehr Stückzahlen und Gewinne zu machen sind als mit Sportwagen. Seit Jahren schreibt der Cayenne eine Erfolgsgeschichte. Kein Wunder, dass auch andere Luxushersteller gute Geschäfte wittern, sogar Rolls-Royce plant einen Hochbeiner. Wie Jaguar mit dem F-Pace zieht jetzt auch Maserati bei den Nobel-Kraxlern flugs nach. Der neue Sport-SUV hört auf den schönen Namen Levante.

Das schon optisch eindrucksvoll gezeichnete Auto weiß unter den SUVs zu gefallen. Schnittige Karosserielinien und fließende Rundungen schlagen eine Brücke zwischen Sportlimousinen und SUV. Die gestreckte Silhouette bringt es auf exakt fünf Meter in der Länge. Innen dominiert absolut Hochwertiges bei Materialien und Verarbeitung. Vier Erwachsene fühlen sich nicht nur feudal, sondern auch bequem untergebracht. Fürs große Gepäck ist ebenfalls gut gesorgt: 580 Liter passen in den glattflächigen Kofferraum.

Jetzt startet auch der Diesel

Maserati Levante

Nobel-SUV: Der Maserati Levante gehört dezidiert zu den sportlicheren Vertretern seiner Fahrzeuggattung. Hersteller

Bereits im Frühsommer konnten die deutschen Maserati-Händler die ersten Levante S-Modelle an die Kunden ausliefern; zunächst nur den Dreiliter-Benziner, der turbogeladen 430 PS leistet. Doch in diesen Tagen startet der Diesel auf dem Markt. Das 275 PS-Dreiliteraggregat holt sogar mit 600 Newtonmeter etwas mehr Drehmoment aus dem Drehzahlkeller als der Benziner (580 Nm). Verbrauchsgünstiger ist er auch: 7,2 Liter werden im genormten Mix angegeben, 10,9 Liter (253 g/km CO2), in der Praxis eher mehr, sind es beim Benziner. Doch bei den Fahrleistungen hat der Selbstzünder das Nachsehen - 6,9 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 gegenüber 5,2 Sekunden beim Benziner. Geht doch! Aber wer halt unbedingt bei den ganz Schnellen dabei sein will, und das eben auch in der Spitze, fährt bis zu 264 km/h (Diesel: 230 km/h). Mit gut 2,2 Tonnen ist der Levante Diesel im Übrigen noch 100 Kilo schwerer als der Benziner. Ob die Kundschaft in diesem Luxussegment auf den Preis schaut? Wenn doch, mag es ein Argument sein, dass der Benziner 7500 Euro teurer ist als der Diesel, der ab 70.500 Euro in der Preisliste steht. Serienmäßig oder gegen Aufpreis gibt es die meisten heute bekannten Fahrerassistenten. Ein Hybrid soll 2018 kommen.

Schalter für mehr Spaßfaktor

Ein Highlight für jeden Fan ist in jedem Fall der "Spaßfaktor"-Schalter an der Mittelkonsole. In der ersten Stufe wird der Sechszylinder akustisch zum Rennstrecken-Boliden. Was folgt, ist ein gnadenloses Konzert mit gewaltigen Gasstößen beim Herunterschalten und sogar manchmal einer künstlich erzeugten Fehlzündung aus Richtung Abgasklappen. Klingen so die Posaunen von Jericho? Zweifellos sinnvoll, wenn sich der Fahrer in der Stadt diese Einstellung verkneift, sonst fallen noch die Wartenden an der Straßenbahnhaltestelle von ihren Bänken. Diesen rassigen Abgassound gibt es übrigens nur beim Benziner, beim Diesel müssen die nicht ganz so scharfen Töne (leider) synthetisch erzeugt werden. Die erste Stufe schärft Gasannahme und Gangwahl der Achtgangautomatik (wie beim Ghibli), Fahrwerk und Lenkung bleiben unangetastet. Beim nochmaligen Drücken der Taste reagiert die Fahrwerkseinstellung, das Fahrzeug senkt sich ab, gleichzeitig reagieren Federung/Dämpfung straffer. Ideale Voraussetzungen einerseits fürs Kurvenräubern auf ebenem Asphalt und bei hohen Geschwindigkeiten. Andererseits lässt sich im Gelände-Modus die Bodenfreiheit des Levante in zwei Höhen auf bis zu 21 Zentimeter anheben - damit der SUV nicht vor dem ersten Einsatz in unwegsames Terrain kapitulieren muss. Schließlich hat man ja auch serienmäßig Allradantrieb an Bord. Ins echte Gelände wird sich wohl selten ein Besitzer verirren, eher schon auf die feuchte Wiese, um den Bootsanhänger oder Pferdetrailer auf befestigte Wege zu ziehen. Dann kommt dem Levante auch die hohe Anhängerlast von bis zu 2,7 Tonnen zugute. Fast schon verblüffend: Erstmals kann nun ein Maserati mit Anhängerkupplung ausgerüstet werden.

Maserati Levante Innenraum

Sportlich: Im Innenraaum des Levante dominieren hochwertige Materialien und feiner Verarbeitung. Hersteller

Im Normalmodus wird kein Passant erschreckt und am frühen Morgen fällt auch keine Anwohner aus seinem Bett. Alles läuft sanft ab, selbst die Fahrwerksabstimmung gibt sich mit kleinen Abstrichen alle Mühe, geschmeidig zu sein. Vielleicht sollte es trotz der dicken Socken, sprich 19- (hinten 295/45) oder 20-Zöllern, auf unruhiger Straßendecke noch sanfter zugehen, aber Moment mal, wir sprechen von einem Maserati - und so soll das Auto auch fahren, heißt es in Turin und da im Werk Mirafiori.

Der Levante beschert ein Luxusproblem

Seit rund fünf Jahren ist Maserati zurück auf der Erfolgsschiene. Noch sind die Zulassungszahlen von aktuell 2000 im Jahr bescheiden. Aber in Deutschland haben sich die Verkäufe der Marke mit dem Dreizack seit 2012 versechsfacht - ein stolzes Ergebnis! Und so soll es weitergehen: Zunächst mit dem Levante, dem die Maserati-Verkaufsstrategen deutschland- und weltweit einen Anteil im Modellmix von fünfzig Prozent zutrauen. Siebzig Prozent sollen ab nächstem Jahr (Volljahr) auf die Dieselversion entfallen. Als größte Absatzmärkte gelten USA und China fast gleichauf, gefolgt von Europa. In der Wiesbadener Deutschland-Zentrale bedauert man derweil, dass die Verkaufszahlen der nächsten Monate abhängig von der Zuteilung aus Italien sind - ein Luxusproblem sozusagen.

Ingo Reuss