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Drei Kompakt-Kombis im Vergleich

Renault Mégane, Opel Astra, Skoda Octavia

Drei Kompakt-Kombis im Vergleich

Newcomer: Im Kombi-Segment der Kompaktklasse tritt jetzt Renault mit dem neuen Mégane Grandtour an.

Newcomer: Im Kombi-Segment der Kompaktklasse tritt jetzt Renault mit dem neuen Mégane Grandtour an. Hersteller

Schon bei den Motoren zeigen sich Unterschiede: Stärkster im Trio ist der Octavia Combi, der 150 PS aus zwei Litern Hubraum aktiviert. Es folgen der Astra Kombi mit 136 PS und der Mégane Grandtour mit 130 PS. Aussagekräftiger ist gerade beim Diesel das Drehmoment, das bei allen dreien bei maximal 320 Newtonmetern liegt. Parat steht es ab 1750 Touren, nur beim Astra stellt es sich ab 2000 Touren etwas später ein. In der Praxis erweist sich der Octavia als der Schnellste. Der 2.0 TDI hat die Nase vorn und absolviert die Messungen für Beschleunigung (0 auf 100 in 8,5 Sekunden), Elastizität (Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h in 4,7 Sekunden) und Spitze (216 km/h) am besten. Die Kontrahenten tun sich in diesen Disziplinen etwas schwerer, ohne im Verkehrsalltag deutlich abzufallen.

Welcher fährt am sparsamsten?

Rang eins bei den Verbrauchsmessungen gebührt dagegen dem Opel Astra, der im Test auf 5,9 l/100 km kam, was allerdings lediglich ein Zehntel weniger war als bei den beiden anderen. Entsprechend ist der Abstand beim genormten Mix (3,9 und 4,0 l/100 km); die Differenz kann man also abhaken. Nicht ganz abhaken können wir die Kraftentfaltung beim Mégane: Das sehr gefällig ausgestattete Bose-Edition-Modell ist ganz schön schwer (1450 kg), zudem länger übersetzt als seine beiden Kontrahenten. Aus niedrigen Touren kommt es deshalb etwas zögerlich in Schwung, legt auch in höheren Drehzahlen verhaltener zu. Vielleicht stört das nur die ausgesprochenen Tempobolzer. Viel mehr zählen für uns andere Qualitäten des 1,6-Liter-Diesels: Er läuft von allen dreien am kultiviertesten und am leisesten. Letzteres trifft auch für die Einflüsse des Fahrtwinds zu. Dazu passt die komfortable Abstimmung: Das Fahrwerk filtert Unebenheiten ausgesprochen soft weg. Sportive Absichten unterbindet dagegen die etwas indirekte Lenkung des Franzosen, der - wie die beiden anderen Wettbewerber - frontgetrieben ist.

Opel Astra Sports Tourer

Opel Astra Sports Tourer: Auf dynamisches Fahren ausgerichtet, der Komfort kommt manchmal etwas zu kurz. Hersteller

Bei den Konkurrenten sieht das anders aus: Der Opel Astra Sports Tourer ist mehr auf dynamisches Fahren ausgerichtet, wodurch der Fahrkomfort manchmal etwas zu kurz kommt. Doch viele Autofahrer mögen eine ziemlich straffe Abstimmung, die im Übrigen mit zunehmender Beladung auf stark reparaturbedürftigem Asphalt harmonischer reagiert. Erfüllt wird auch der Wunsch vieler Opel-Kunden nach einer direkten, spontan ansprechenden Lenkung. So wird der Astra zum Kurvenflitzer. Zudem lässt er sich leichtfüßig bewegen, obwohl der Vierzylinder gerade mal sechs PS mehr hat als der Mégane. Für manchen könnte beim Opel die Sechsgangschaltung (Standard bei allen) ein bisschen geschmeidiger ausfallen.

Kaufgrund Nummer eins: das Raumangebot

Für den Astra, der in der Länge 4,70 Meter misst und damit die anderen um ein paar Zentimeter hinter sich lässt, spricht auf den ersten Blick die Geräumigkeit. Ins Gepäckabteil passen 540 bis 1630 Liter, das ist mehr als bei dem Franzosen (521 bis 1504 l), aber weniger als beim Octavia Combi (610 - 1740 l), der sich damit ganz vorne positioniert. Was aber beim Mégane Grandtour gefällt, sind gut ausgeformte Sitze, feine Materialien, großer Touchscreen und Ambiente-Beleuchtung. Gut auch die Klappe, die im verstellbaren Ladeboden als Unterteilung eingesetzt werden kann, die Unterbodenfächer (50 l) und die für bis zu 2,70 Meter lange Transportgüter umklappbare Beifahrerlehne. Zudem erleichtert die niedrige Gepäckraumkante das Beladen. Nicht zuletzt zieht der Mégane am meisten weg - bis 1850 Kilo Anhängelast. Was weniger gefällt: Das Navi zoomt (wie u.a. bei Nissan-Modellen) innerhalb kürzester Zeit immer wieder auf die kleinste Karte zurück.

Umfassend die Ausstattung des Mégane Grandtour: Zur "Bose Edition" zählen zum Beispiel Zweizonen-Klimaautomatik, Fahrersitz mit Massagefunktion, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistent, Navi, Online-Multimediasystem und Bose-Sound inklusive CD-Player. Voll-LED-Scheinwerfer und Head-Up-Display gibt es im Paket für 1190 Euro; außerdem für 690 Euro Tempopilot, Warner für Sicherheitsabstand und Notbremsassistent.

Skoda Octavia Combi

Skoda Octavia Combi: Großzügiges Platzangebot, viele clevere Details. Hersteller

Clevere Details im Octavia

Für den dritten im Bunde, den Octavia Combi ist das alles kein Problem. Er vermag in den meisten Disziplinen nicht nur mitzuhalten, sondern sich sogar an die Spitze zu setzen. Beispiele dafür sind der kräftige Zweiliter-TDI, kombiniert mit einer präzisen Schaltung, die vielen cleveren Details und das großzügige Platzangebot, obwohl doch der Astra Sports Tourer die längste Karosserie hat. Auch die einfache Bedienung spricht für ihn, die vielen großen Ablagen, die Seiten-Airbags hinten, das Konzept des Unterbodenfaches, in dem sich sogar Querelemente vom Dachgepäckträger verstauen lassen und vieles mehr.

Gut, die Sitze könnten mehr Seitenhalt bieten, verbesserungswürdig wäre wohl auch die ziemlich straffe Abstimmung. Schließlich ist die Serienausstattung des Skoda Octavia Combi 2.0 TDI Style für den Preis von 28.550 Euro bescheiden (zumal im Vergleich zum Vorgänger). Vom bloßen Listenpreis her liegt der Opel Astra Sports Tourer 1.6 CDTI Innovation mit 28.060 Euro günstiger. Zwischen den beiden rangiert der Renault Mégane Grandtour dCi 130 Bose Edition für 28.390 Euro. Nur rund 500 Euro Differenz über alle drei Modelle - der Anschaffungspreis allein kann also kein Kaufargument sein, eher schon der Ausstattungsumfang. Rundum gelungen präsentiert sich jedenfalls der Neue, der Mégane-Kombi, vor allem, wenn der Kunde eher Wert auf Komfort als auf Dynamik legt.

Ingo Reuss