Bundesliga

Senkrechtstarter Amine Harit: Was Schalkes Neuzugang so gut macht

Schalkes Neuzugang aus Nantes begeistert und trifft

Senkrechtstarter Harit: Jetzt wäre Heidel wohl machtlos

Erneut erfolgreich: Amine Harit traf nach dem Derbytor auch gegen Köln.

Erneut erfolgreich: Amine Harit traf nach dem Derbytor auch gegen Köln. Getty Images

Im Sommer, als ein Unwetter über Deutschland die Temperaturen gerade auf 25 Grad gesenkt hatte, war Amine Harit beim FC Schalke als technisch versierter Spieler vorgestellt worden. Ein Tor und eine Vorlage in 30 Ligue-1-Einsätzen hatten königsblaue Anhänger nicht direkt in Euphorie verfallen lassen. Zumal die Ablösesumme von acht Millionen Euro an den FC Nantes für ein unbekanntes 20-jähriges Talent doch relativ üppig erschien.

Ein weiterer Dribbelkünstler war nicht unbedingt das, was Schalke nach der verkorksten Vorsaison gebrauchen konnte - so die These. Zu diesem Zeitpunkt war sowieso noch relativ wenig bekannt über den neuen FC Schalke unter Domenico Tedesco.

Inzwischen ist aus dem Unwetter Schnee geworden und Schalke hat vier Zähler mehr auf dem Konto als nach der gesamten letzten Hinrunde. Und bis dato steht zumindest fest, dass Tedescos Idee vom Fußball - und besonders die Umsetzung - zum einen gut ankommt und zum anderen auch funktioniert.

Er macht genau das, was sich alle von ihm erhoffen.

Leon Goretzka über seinen neuen Teamkollegen Harit

Harits Anteil daran ist kein kleiner. Der 20-Jährige, der sich vor der Saison als Showman angekündigt hatte, der "Spaß haben und die Leute unterhalten" wollte, ist einer der zentralen Bausteine in Tedescos System. Harit ist gedankenschnell, selbstbewusst, unheimlich ballsicher und trifft oft die richtige Entscheidung. "Wenn er nun noch lernt, den Ball selbst ins Netz zu schießen...", hatte Christian Heidel vor ein paar Wochen mal angemerkt. Das mit dem fehlenden Torjäger-Gen war dem Sportvorstand im Sommer bei der Ablöse noch entgegengekommen, ansonsten hätte "bestimmt noch eine Null" hinter der Acht gestanden. Dann wäre Heidel wohl machtlos gewesen.

Ein paar Spiele später hat Harit seiner Torpremiere beim Jahrhundert-Derby gleich den nächsten Treffer folgen lassen. Beim 2:2 gegen Köln war der Jubel über sein zwischenzeitliches Führungstor aber nur von kurzer Dauer. "Dass wir nicht gewonnen haben, macht mich traurig", wurde er später auf der Vereinswebsite zitiert.

Lob von allen Seiten, trotzdem bremst Tedesco

In dieser Saison, in der Tedesco den Tabellenplatz von Anfang an als nebensächlich abschob, kann das chronisch ungeduldige Schalker Publikum aber selbst einem Unentschieden gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten etwas Positives abgewinnen. Erneut ist Harit dieses Etwas.

"Er hat auch gegen Köln sehr gut gespielt, nicht nur wegen seines Tores", lobte Leon Goretzka seinen Nebenmann, der am Samstag mal wieder in der offensiven Dreierreihe agierte und nicht auf der Doppelacht. "Er macht genau das, was sich alle von ihm erhoffen. Er ist ein Eins-gegen-Eins-Spieler, der immer in der Lage ist, ein, zwei, manchmal auch drei Gegner aussteigen zu lassen. Dadurch schafft er oft eine Überzahl für uns."

Nach seinem bedingungslosen Derby-Einsatz in Dortmund, als Harit eigentlich schon kaputtgetreten und dennoch auf den Platz zurückgekehrt war, ist der marokkanische Nationalspieler ohnehin schon Publikumsliebling.

Meyer und Harit ergänzen sich bis jetzt perfekt

Nur Tedesco, der bei Harits Ankunft im Juli um Geduld gebeten hatte, tritt logischerweise noch auf die Bremse. "Wir haben viele wichtige Bausteine in der Mannschaft, Amine ist definitiv einer davon. Er macht es gut, aber auch er muss sich noch weiterentwickeln. Er ist unheimlich jung und hat entsprechend noch Luft nach oben." Die fehlende Robustheit wäre so ein Punkt, oftmals geht er noch zu leicht zu Boden.

Ob aber auf rechts außen, auf der Zehn oder auf der Acht - Harit hat sich sehr gut eingefunden und ist anders als in Nantes auch effektiv. Ihm kommt dabei im gleichen Maße zugute, dass Max Meyer - ein weiterer Lichtblick - zwei Positionen nach hinten gewandert ist. Andersrum ermöglicht Harits Tempo Meyer im letzten Drittel mehr Räume für den entscheidenden Pass. Die acht Millionen Euro, das lässt sich jetzt schon erahnen, sind in Zeiten von 222-Millionen-Neuzugängen ein Schnäppchen.

mkr/TL

Bilder zur Partie FC Schalke 04 - 1. FC Köln