Glanzparaden und den Blick nach oben gerichtet: Raphael Schäfer freut sich auf die neue Saison. imago
kicker: Herr Schäfer, was bedeutet es für Sie, neuer Kapitän des 1. FC Nürnberg zu sein?
Raphael Schäfer: Ich bin schon stolz auf diese Wahl. Es ist eine Auszeichnung für mich und eine Bestätigung meiner Arbeit.
kicker: Wird die Binde Ihre Rolle in der Mannschaft verändern?
Schäfer: Ich werde jetzt auch die Prämienverhandlungen mit dem Sportdirektor führen, ansonsten wird sich nicht viel ändern. Ich war bisher schon Vizekapitän hinter Mario Cantaluppi und habe immer meinen Mund aufgemacht; jetzt bin ich eben eine Position weiter oben.
kicker: Ein Torhüter als Kapitän, halten Sie dies für gut?
Im Prinzip ist es nur der vorläufige Schlusspunkt einer Entwicklung.
Raphael Schäfer
Schäfer: Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte. Zum einen gibt es genügend Beispiele, wo dies sehr gut klappt, zum anderen kommt es nicht in erster Linie auf die Position, sondern auf die Persönlichkeit des Kapitäns an.
kicker: Sie sind als Persönlichkeit im letzten Jahr sehr gereift. Was hat Sie so verändert?
Schäfer: Im Prinzip ist es nur der vorläufige Schlusspunkt einer Entwicklung. Ich bin jetzt seit fünf Jahren in Nürnberg, ich kenne die Leute, das Umfeld, alles. Und je länger man in einem Verein spielt, desto höher steigt man eben auch in der Hierarchie.
kicker: Vor dreieinhalb Jahren saßen Sie beim Club noch auf der Bank und wollten den Verein schon verlassen.
Schäfer: Das stimmt, im Winter 2002/ 03 deutete alles darauf hin, dass ich gehe, zumal Darius Kampa eine gute Hinrunde gespielt hatte. Mein Glück war, dass dann Wolfgang Wolf als neuer Trainer kam und den Kampf um die Position als Nummer eins neu eröffnet hat. Ich habe mich schließlich durchgesetzt.
kicker: Haben Sie sich von Jahr zu Jahr gesteigert?
Schäfer: Ich denke schon. Und in der vergangenen Saison habe ich eine sehr, sehr gute Rückrunde gespielt, darauf lässt sich aufbauen.
kicker: Ihr Vertrag läuft nach der Saison aus, der Club besitzt eine einseitige Option. Wird die neue Saison Ihre letzte in Nürnberg?
Schäfer: Mal abwarten. Der Verein und ich werden uns in den nächsten Wochen zusammensetzen.
kicker: Haben Sie andere Angebote?
Schäfer: Es gibt einige lose Anfragen, nichts Konkretes. Mein erster Ansprechpartner ist der Club.
Wer sich keine hohen Ziele steckt, ist im Profisport fehl am Platz.
Raphael Schäfer
kicker: Der will nach Tommy Larsen und Mario Cantaluppi nun nicht den dritten Kapitän binnen kürzester Zeit verlieren.
Schäfer: Ich habe nach meiner Wahl zum Kapitän schon aus Spaß gefragt, ob der Verein nun auch mich loswerden will. im Ernst: Der Verein hat mir ein Signal gegeben, dass er den Vertrag verlängern möchte, ich habe ein Signal zurückgegeben. Beide Seiten haben ihre konkreten Vorstellungen, man muss sehen, ob wir zusammenkommen.
kicker: Wollen Sie in Ihrer Karriere auch einmal für einen absoluten Spitzenklub spielen?
Schäfer: Natürlich will ich irgendwann mal einen Titel gewinnen. Wer sich keine hohen Ziele steckt, ist im Profisport fehl am Platz.
kicker: Können Sie diesen Titel mit dem Club holen?
Schäfer: Seitdem ich hier bin, ist es Jahr für Jahr aufwärts gegangen, und die Mannschaft hat ein großes Potenzial. Wenn wir weiter geschlossen als Mannschaft auftreten, müssen wir uns vor niemandem verstecken. Allerdings muss sich auch kein anderer vor uns verstecken.
kicker: Der Club war in der Rückrunde 2005/ 06 die viertbeste deutsche Mannschaft. Ist ein solches Abschneiden über eine gesamte Saison hinweg möglich?
Schäfer: Im Fußball ist nichts unmöglich, aber dazu müsste wirklich alles optimal laufen.
kicker: Sie sind 27, in zwei Jahren wird der Platz im Tor der Nationalmannschaft frei. Spekulieren Sie darauf?
Schäfer: Mit einem Auge schaue ich schon auf die Situation in der Nationalmannschaft. Es sieht so aus, als ob es in zwei Jahren den großen Umbruch geben würde, aber das ist noch so weit weg. Andererseits: Es kann sehr schnell gehen im Fußball. Erst einmal will ich eine sehr, sehr gute Saison beim Club spielen.
kicker: Wird die neue Saison für Sie die wichtigste Ihrer Karriere?
Schäfer: Es wird sicher ein entscheidendes Jahr. Ich habe mir persönlich sehr viel vorgenommen.
kicker: Was konkret?
Schäfer: Ich will an die Leistung der vergangenen Rückrunde anknüpfen, als ich in der kicker- Rangliste als viertbester deutscher Torhüter eingestuft wurde. Die Sommerpause kam zwar speziell für mich sehr ungelegen, denn ich hätte am liebsten weitergespielt, aber nun bin ich sehr zuversichtlich für die neue Saison.
Interview: Harald Kaiser
Seine Daten:
Geboren am: | 30. Januar 1979 in Heydebreck-Cosel |
Größe: | 1,90 Meter |
Gewicht: | 86 Kilogramm |
Seine Vereine:
1987 - 1991 | SC Drispenstedt |
1997 - 1998 | Hannover 96 |
1998 - 2001 | VfB Lübeck |
seit 1.7.2001 | 1.FC Nürnberg |
Seine Einsätze:
63 Bundesliga-Spiele |
63 Bundesliga-Spiele |
33 Zweitliga-Spiele |
76 Regionalliga-Spiele |
13 Amateur-Oberligaspiele |
10 U 18-Länderspiele |
4 U 16-Länderspiele |