Bundesliga

Klose-Poker: Werder will Podolski, Bayern lehnt ab

Bremen/Bayern: Klose-Poker geht weiter

Klose-Poker: Werder will Podolski, Bayern lehnt ab

Miroslav Klose mit Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger

Gemeinsamer Juli schon ab 2007? Miroslav Klose, hier beim Nationalteam mit Podolski und Schweinsteiger, wär's recht. imago

Irgendwann im Juli werden sich die Profis des FC Bayern zum Mannschaftsposter 2007/08 aufreihen. Mit einer Ausnahme könnte dieses Foto schon jetzt aufgenommen werden, es fehlt lediglich ein Mann, der noch unerledigt auf der Agenda der Münchner Macher steht: Miroslav Klose (28). Die Bayern-Führung, ob die Vorstände Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß oder Trainer Ottmar Hitzfeld, hätten den WM-Torschützenkönig liebend gerne schon zum 1.Juli 2007 in ihrer Belegschaft; doch Kloses Vertrag in Bremen gilt bis 2008. Und diese Vereinbarung wolle er, so Kloses öffentliches Bekenntnis Anfang Mai, einhalten.

Diese Aussage ist heute nichts mehr wert. Denn den Stürmer zieht es mit aller Macht weg aus Bremen - nach München. Klose habe Werders sportlichem Leiter Klaus Allofs und Geschäftsführer Manfred Müller "klar gesagt, was los ist", berichtet der Münchner Manager Uli Hoeneß, "er hat dem Verein Werder Bremen reinen Wein eingeschenkt" - diesen: "Dass er zum FC Bayern will."

Deswegen wurden die Münchner konkret aktiv. "Die Bremer haben längst ein klares Angebot von uns, seit zehn Tagen", sagt Hoeneß, "das ist fair genug." Für die vorzeitige Freigabe Kloses sind sie beim Rekordmeister zur Zahlung einer zweistelligen Millionen-Summe bereit, es handelt sich exakt um zehn Millionen Euro.

Doch die Bremer wiesen diese Offerte zurück: "Zu wenig." Vielmehr brachten sie einen Spielertausch ins Gespräch: Lukas Podolski (22) für Klose. Diesen Vorschlag lehnten die Münchner bei einem zweiten Gespräch strikt ab. "Podolski wird nie freigegeben", betont Hoeneß, der Konstrukte, der knieverletzte Stürmer solle zum VfL Bochum ausgeliehen werden, als "Aprilscherz" bezeichnet. In den Idealvorstellungen der Bayern-Bosse sind die vier Planstellen für den Angriff an Luca Toni, Lukas Podolski, Jan Schlaudraff und eventuell Roque SantaCruz vergeben - plus eben Klose. Sollte der kommen, wird Roy Makaay ein Jahr vor Vertragsende aussteigen, wie er und sein Berater Rob Jansen den FCBayern bereits gegen Ende der vorigen Saison wissen ließen. Für den Torjäger interessieren sich Feyenoord Rotterdam, PSV Eindhoven und Olympique Lyon.

Die Verantwortlichen des souveränen französischen Meisters sind emsig auf der Suche nach einer Verstärkung für ihren Angriff, denn mittlerweile haben sie auch bei Werder nachgefragt: wegen Klose.

In Bremen sind sie derweil bemüht, die erhitzte Personalie Klose abzukühlen. "Im Moment verhandeln wir nicht mit den Münchnern", sagt Müller. Der Geschäftsführer wich der konkreten Nachfrage nach einem Bayern-Angebot für Klose aus. Er sagt lediglich: "Wir reden nicht mit Bayern."

Die Bremer wollen nicht den Eindruck erwecken, als ließen sie sich auf einen Poker mit den Münchnern ein. So versicherte Klaus Allofs abermals, dass mit dem in Bremen mittlerweile arg umstrittenen Stürmer die neue Saison angegangen werden solle. Das Zerwürfnis der Führungsspieler Torsten Frings und Klose, gipfelnd in dem öffentlichen verbalen Schlagabtausch im Kreis der Nationalelf, registriert der Werder-Manager relativ gelassen. Er sei weiter davon überzeugt, "dass es mit Miro und Werder weitergehen und klappen kann". Dies mag durchaus Allofs Überzeugung sein; aber gewiss ist es auch Strategie des gewieften Profis, denn das Betriebsklima bei Werder ist empfindlich gestört. "Der nervt nur noch", sagt ein Bremer Nationalspieler über den Kollegen Klose.

Übel nehmen sie dem einstigen Liebling an der Weser vor allem, dass er sich öffentlich nicht klar positioniert und sich in den spär-licher werdenden Verlautbarungen wie ein Spielball der beiden Klubs darstellt. "Für diese Situation ist Miro verantwortlich", betont Allofs, der dem Spieler und dessen Berater Alexander Schütt die Leviten gelesen hat: "Was Miro will, ist die eine Sache. Doch es müssen andere Dinge stimmen. Wenn die nicht abgeklärt werden können, dann bleibt alles so wie bisher."

Und da kamen sich Bayern und Werder nicht entscheidend näher. "Wenn jemand etwas will, muss er im Rahmen der üblichen Vorgehensweise Vorschläge machen", sagt Allofs allgemein. "Wir werden dann prüfen." Heißt: Ob die vorgebrachte Transferentschädigung für Klose hoch genug ist.

Derzeit sind die Gespräche zwischen Bremen und München eingefroren. Sie werden sicher wieder aufgewärmt; vielleicht auch wegen der Initiative aus Lyon. Dort hat Mittelfeldspieler Alou Diarra (25) laut Allofs "großes Interesse", sich zu verändern. Die Bremer sind interessiert. "Eine gar nicht so abwegige Idee", sagt Allofs, der eine Chance zur Umsetzung "in einem anderen Zusammenhang" sieht. Bei Olympique Lyon denken sie an ein Koppelgeschäft Diarras mit Klose.

H.-G. Klemm/K. Wild