Bundesliga

Baumann: Klartext in der Taktik-Debatte

Bremen: Kritische Worte von Caldirola und Gebre Selassie

Baumann: Klartext in der Taktik-Debatte

Werders Geschäftsführer Frank Baumann spricht Klartext in der Taktik-Debatte.

Werders Geschäftsführer Frank Baumann spricht Klartext in der Taktik-Debatte. imago

Die Spieler, so der Boss, "haben sich sehr selbstkritisch dazu geäußert, dass wir als Mannschaft in der ersten Halbzeit zu passiv waren". Das lasse sich "nicht ummünzen" als Attacke auf Nouris Kontertaktik. Denn diese, stellt Baumann heraus, "hat bestimmt nicht gelautet: Wir sind passiv und schenken jeden Ball wieder her, den wir gewonnen haben". Klartext des Managers, der Nouri aus der Schusslinie und die Mannschaft in die Verantwortung nimmt. Geäußert hatten sich die Profis im Wortlaut wie folgt: "Wir hätten von Anfang an so aggressiv spielen müssen wie in der zweiten Halbzeit, nicht mit Angst. Wir haben zu tief gespielt, ohne Gegenpressing. Wir haben komplett 45 Minuten verschenkt", formulierte Verteidiger Luca Caldirola.

Im zweiten Abschnitt "haben wir besser gespielt, aggressiver mit viel mehr Leidenschaft." Flügelspieler Gebre Selassie sagte: "Unsere Taktik war, den Gegner zu locken und auf Konter zu spielen. Leider haben die Wolfsburger ein Tor geschossen, als wir hinten nicht kompakt waren. In der Halbzeit haben wir das korrigiert, uns vorgenommen, dass wir mutiger sein müssen und mehr Risiko eingehen. Das hat gut geklappt." Und, im Zusammenhang mit den Auswechslungen von Maxi Eggestein und Jerome Gondorf zur Pause: "Es ist nicht so, dass die Jungs in der ersten Halbzeit nicht gut genug waren. Es war eine andere Taktik, aber die hat nicht so geklappt."

Spielersteckbrief Gebre Selassie
Gebre Selassie

Gebre Selassie Theodor

Spielersteckbrief Caldirola
Caldirola

Caldirola Luca

Trainersteckbrief Nouri
Nouri

Nouri Alexander

Natürlich bieten all diese Formulierungen, gerade Gebre Selassies letzter Satz, gewissen Interpretationsspielraum. Doch ist im Kontext eher davon auszugehen, dass der Tscheche seine ausgewechselten Kollegen Eggestein und Gondorf in Schutz nehmen wollte als seinen Trainer für dessen Vorgaben zu attackieren. Auch Caldirolas Worte lassen sich in verschiedene Richtungen deuten, bieten aber keinen unmittelbaren Anlass, Kritik an Nouri abzuleiten.

Frank Baumann

Frank Baumann mit dem kicker-Sonderheft "Europas Top-Ligen" kicker

Nouris Taktik war sinnvoll - aber ging schief

Unstrittig bleibt: Die Umsetzung in den ersten 45 Minuten war im Spiel nach vorne desolat. Und gewiss trägt ein Trainer nicht nur für seinen theoretischen Matchplan Verantwortung, sondern auch für dessen Realisierung. Allein: Nouris Vorhaben, die Wolfsburger mit einer massierten Deckung zu empfangen und dann schnell nach vorne umzuschalten, war objektiv betrachtet sogar überaus sinnvoll. Es entpuppte sich eben erst nachträglich als "falsch", weil es überhaupt nicht funktionierte. Von vornherein abzusehen war das Scheitern aber nicht, auch wenn sich anschließend gute Gründe finden ließen wie der Verzicht auf Ishak Belfodil. Folglich ist auch die Kritik zwar absolut berechtigt, entstammt aber der Rubrik "hinterher ist man immer schlauer". Für Grundsatzdiskussionen taugt sie daher kaum.

Thiemo Müller