Bundesliga

Gisdol: "Ich habe schon gezuckt, aber vor Freude"

HSV bot neuem Trainer einen Zweijahresvertrag

Gisdol: "Ich habe schon gezuckt, aber vor Freude"

Der HSV bot ihm einen Zweijahresvertrag - Markus Gisdol wollte trotzdem nur bis Saisonende unterschreiben.

Der HSV bot ihm einen Zweijahresvertrag - Markus Gisdol wollte trotzdem nur bis Saisonende unterschreiben. imago

Vom "schlafenden Riesen" sprach er nicht, doch so, wie Markus Gisdol am Dienstag über seinen neuen Arbeitgeber redete, musste man trotzdem mal wieder an ihn denken. Der Hamburger SV präsentierte den Medien einen Trainer, der keinen Zweifel daran ließ, dass er sich darauf freut, den derzeit vielleicht anspruchsvollsten Trainerjob der Bundesliga zu besetzen. Er ist der 14. HSV-Trainer in zwölf Jahren.

"Es ist tatsächlich eine große Herausforderung", sagte der 47-Jährige exakt elf Monate, nachdem er bei der TSG Hoffenheim, seiner bisher einzigen Profistation als Cheftrainer (2013 bis 2015), entlassen worden war. Hat er ob der Unruhe in Hamburg nicht doch etwas gezuckt? "Ich habe schon gezuckt", lachte Gisdol, "aber vor Freude." Es folgte ein flammender Monolog, ein Monolog eines bisher Außenstehenden.

Bundesliga - Tabelle
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1
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Trainersteckbrief Gisdol
Gisdol

Gisdol Markus

"Ein wahnsinnig geiler Klub!"

"Hamburg ist einfach ein Brett, mal ganz ehrlich!", erinnerte Gisdol. "Es ist ja hier alles ein bisschen eingetrübt, was den HSV angeht. Aber ich habe einfach total Lust, es ist ein wahnsinnig geiler Klub! Dessen muss man sich einfach auch bewusst sein. Und das müssen wir auch nach außen bringen, wir müssen hier die Stimmungslage verändern, einfach mal wieder mit Freude und Leichtigkeit die Dinge angehen. Das ist der erste Schritt, dass wir auch positive Energie mal wieder senden müssen." Er habe "große Lust" auf die Mannschaft, er finde sie "unglaublich spannend".

Zwei Problemfelder umschiffte er mühelos. Ob die Einflussnahme von Investor Klaus-Michael Kühne stören könnte? Gisdol: "Jeder Verein hat sein eigenes Innenleben." Was er gedacht habe, als der HSV im Sommer Alen Halilovic verpflichtete, jenen Hoffnungsträger, den Vorgänger Bruno Labbadia zuletzt sogar aus dem Kader verbannt hatte? Gisdol: "Gar nichts, da war ich im Urlaub."

Ich arbeite immer so, als wenn ich einen unbefristeten Vertrag hätte.

Markus Gisdol

Über Mitinteressent Werder Bremen wollte er kein Wort verlieren. "Ich habe mich bewusst für Hamburg entschieden, mache das mit voller Überzeugung", meinte er nur. "Die Strahlkraft vom HSV hat dazu beigetragen, dass ich nicht lange überlegen musste." Bleibt die Frage, warum Gisdol dann trotzdem nur bis zum Saisonende unterschreiben wollte - obwohl ihm der HSV, wie Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer am Montag verriet, einen Zweijahresvertrag geboten hatte ("Markus hat mich gestern angerufen und gesagt, er möchte erst mal für ein Jahr unterschreiben").

"Die Vertragslaufzeit", erklärte Gisdol, "spielt für mich grundsätzlich keine Rolle. Ich arbeite immer so, als wenn ich einen unbefristeten Vertrag hätte." So könne sich der HSV bis zum Sommer "in aller Ruhe ein Bild machen" und entscheiden, ob es "eine Basis für eine längerfristige Zusammenarbeit" gebe.

Beiersdorfer will "nicht vom Abstiegskampf sprechen"

Gisdol denkt ohnehin zunächst kurzfristig. "Es geht darum, wie können wir Schritt für Schritt die Mannschaft dazu bringen, dass sie Selbstvertrauen gewinnt. Aber es wird in den kommenden Wochen keine Wunderdinge geben, das ist auch klar." Ansatzpunkte wird er schnell finden: Der HSV steht, das sagen sieben Torchancen in fünf Spielen, für Defensiv-, Gisdol für temporeichen Umschaltfußball.

Bei Hertha und in Gladbach - so lautet sein Auftaktprogramm. "Es wird nicht automatisch in die andere Richtung gehen", hatte Beiersdorfer deshalb schon am Wochenende gewarnt. Am Montag ließ er sich aber ein wenig von Gisdols positiver Energie anstecken. "Ich würde aktuell nicht vom Abstiegskampf sprechen", meinte er.

jpe