Bundesliga

Filbrys Lob: "Gutes Fundament durch Eichin"

Bremen: Der Boss zieht Bilanz und freut sich auf Frank Baumann

Filbrys Lob: "Gutes Fundament durch Eichin"

Hat seine persönliche Bilanz zur vergangenen Saison gezogen - Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry.

Hat seine persönliche Bilanz zur vergangenen Saison gezogen - Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry. imago

kicker: In den letzten Tagen hat sich viel getan bei Werder. Von Ihnen hat man nichts gehört. Sind Sie auf Tauchstation gegangen, Klaus Filbry?

Klaus Filbry (49): Ich habe mich bewusst zurückgehalten. Es war ein Thema, das den Aufsichtsrat und Thomas Eichin betroffen hat. Ganz in Ruhe wollte ich die Bilanz der letzten Saison ziehen.

Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik

Skripnik Viktor

Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

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kicker: Wie fällt diese aus?

Filbry: Es ist eine gemischte Bilanz. Viele positive Momente wie unsere Auftritte im DFB-Pokal, die letzten drei Heimspiele sowie die Unterstützung der Anhänger, so dass wir gemeinsam den Klassenerhalt schaffen konnten. Allerdings gab es auch schwere Stunden, als wir fünf Spiele in Serie verloren haben oder nach den Enttäuschungen gegen Darmstadt und Augsburg, da mussten wir kritische Stunden überstehen. Bei mir bleibt vor allem im Gedächtnis die Geschlossenheit, die wir demonstriert haben - im Klub und mit unseren fantastischen Fans, so dass wir am Schluss wir eine spezielle Kraft entwickeln konnten, die mit zum Verbleib geführt hat.

kicker: Ist dies Ihre persönliche Bilanz? Oder eine Analyse, die Sie gemeinsam mit dem sportlich verantwortlichen Thomas Eichin vorgenommen haben?

Filbry: Es ist eine gemeinsame Analyse mit Thomas Eichin. Wir sind da weitgehend derselben Meinung. Auch was die Ausrichtung für die nächste Spielzeit anbelangt. Wir müssen versuchen, die punktuell vollbrachten Leistungen kontinuierlich umzusetzen. Dazu zählt in erster Linie, dass wir unsere Defensive stabilisieren.

kicker: Ging die Gemeinsamkeit so weit, dass auch Ihre Beurteilung der in den Blickpunkt gerückten Trainerfrage identisch gewesen ist?

Filbry: Wir haben alles sachlich diskutiert und befinden uns bezüglich dieser Thematik in einem Prozess. Es macht indes keinen Sinn, dies nun öffentlich zu machen.

Ich finde, wir haben eine inhaltlich gute Lösung gefunden

Klaus Filbry über die zukünftige Zusammenarbeit mit Frank Baumann.

kicker: Wie bewerten Sie die Freistellung Ihres Kollegen aus der Geschäftsführung?

Filbry: Ich bedauere es, doch auf der anderen Seite freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit mit Frank Baumann. Ich finde, wir haben eine inhaltlich gute Lösung gefunden.

kicker: Vor einem Jahr, als es um die Verlängerung des Vertrags von Eichin ging, haben Sie und auch ihr Kollege Dr. Hubertus Hess-Grunewald öffentlich Partei er-griffen und den Manager unter-stützt. Warum gab es diesmal diese Rückendeckung nicht, als es um die Person des Viktor Skripnik ging?

Filbry: Es ging nicht nur um die Trainerfrage. Das war nur ein Punkt. Das möchte ich hier klarstellen. Es war eine Angelegenheit zwischen dem Aufsichtsrat und Thomas Eichin. Es kam das Gefühl auf, dass es nicht weitergehen konnte - für beide Seiten. Das haben übereinstimmend auch Marco Bode für das Gremium der Kontrolleure als auch Thomas Eichin für sich in ihren Stellungnahmen betont.

kicker: Ein Neuanfang in der Führungsetage bei Werder, der dem Stühlerücken 2012 gleicht, als mit Klaus Allofs der wichtige Entscheider den Klub verlassen hat. Sehen Sie Parallelen? Sehen Sie Unterschiede zu damals?

Filbry: Vor dreieinhalb Jahren war die Gesamtsituation anders, es stellte eine noch größere Herausforderung für den Klub dar.

kicker: Wie bewerten Sie die Arbeit des beurlaubten Allofs-Nachfolgers Eichin?

Filbry: Thomas Eichin hat gute Arbeit geleistet. Er hat das Fundament geschaffen dafür, dass wir wieder wirtschaftlich stabil aufgestellt sind und somit einen Beitrag in den letzten Spielzeiten geleistet. Werder ist nun wieder in der Lage, den nächsten Schritt zu gehen.

kicker: Der Sanierer Eichin hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan, er konnte nun gehen. Wäre es nicht möglich gewesen, das von Ihnen angesprochene neue Kapitel mit Eichin zu schreiben?

Filbry: Es hat in zentralen Fragen unterschiedliche Auffassungen gegeben, wie beide Seiten betont haben. Daher war eine Trennung nur konsequent.

Frank Baumann

Frank Baumann soll laut Filbry das neue Gesicht des Vereins werden. imago

kicker: Wie beurteilen Sie Ihren neuen Kollegen Frank Baumann?

Filbry: Es ist eine gute Wahl. Und zwar nicht nur aus dem Grund, dass er zur so genannten Werder-Familie gehört, wie immer behauptet wird. Sondern aus einem ganz einfachen Grund: Frank Baumann besitzt die erforderliche Kompetenz. Und er hat seine Bereitschaft bekundet, nun in die erste Reihe zu treten.

kicker: Eichin hat neben seinem originären sportlichen Aufgabenfeld auch die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Ist dies auch Baumanns Auftrag? Oder werden Sie verstärkt öffentlich auftreten?

Filbry: Wer den Sport verantwortet, ist auch in dieser Beziehung gefragt. Es entspricht dem Anforderungsprofil, die mediale Darstellung des sportlichen Tagesgeschäfts zu übernehmen. Bei uns hat daher bisher Thomas Eichin gesprochen, nun wird es Frank Baumann sein.

kicker: Stimmen Sie mir zu, dass Ihr neuer Kollege auf diesem Gebiet über wenig Erfahrung verfügt?

Filbry: Da muss ich widersprechen. Als Kapitän ist er über eine lange Zeit medial aufgetreten. Er kann das, wie er in vielfacher Hinsicht schon bewiesen hat. Dass Frank Baumann als Assistent von Allofs und als Sportdirektor bei Eichin sich zurückgehalten hat mit öffentlichen Auftritten, betrachte ich als ganz normal in jenen Rollen.

kicker: Sie trauen ihm also zu, dass er das neue Gesicht von Werder werden kann?

Filbry: Ganz sicher bin ich mir. Frank Baumann wird die Rolle anders interpretieren als Thomas Eichin, doch auch sehr gelungen und effektiv. Der Unterschied in der Präsentation ergibt sich aus der Tatsache, dass beide unterschiedliche Charaktere sind.

kicker: Zu Ihrem Ressort: Sie haben angedeutet, dass die Finanzen wieder in Ordnung gebracht worden sind. Können Sie dies konkretisieren?

Filbry: Wir werden erstmals wieder ein Plus machen, erstmals seit Jahren wieder ein positives Ergebnis vorlegen und unser Eigenkapital wieder aufstocken können. Es ist das Resultat des konsequenten Kurses der wirtschaftlichen Vernunft.

kicker: Also mehr als die schwarze Null?

Filbry: Ja.

Es ist kein Ausverkauf geplant

Filbry über Gerüchte bezüglich drohender Abgänge.

kicker: Der Verkauf von Jannik Vestergaard an Gladbach scheint so gut wie fest zu stehen. Auch Ujah und Junuzovic gelten als mögliche Kandidaten, die weg wollen oder bei einem Angebot abgegeben werden könnten. Gibt es im Sommer einen Ausverkauf?

Filbry: Ich muss Sie korrigieren. Bei Vestergaard ist noch nichts fix, es laufen noch Gespräche. Zu Ihrer Frage: Es ist kein Ausverkauf geplant.

kicker: Die Fans machen sich dennoch Sorgen. Mit welchem Kader wird Werder in die neue Saison gehen?

Filbry: Daran arbeitet nun Frank Baumann. Ein gutes Grundgerüst ist schon vorhanden, weil wir mit Claudio Pizarro und Clemens Fritz die Verträge verlängern konnten. Weitere Entscheidungen fallen in den nächsten Wochen bis zum Ende des Transferfensters.

kicker: Haben Sie Angst vor einer erneuten Zittersaison?

Filbry: Nein, weil dieser Klub eine unheimliche Kraft entwickeln kann, wie sich gezeigt hat. Wobei ich drei Komponenten sehe: Erstens die Ruhe und Geschlossenheit, zweitens eine charakterlich tadellose Mannschaft mit einem sensationellen Kapitän Fritz sowie drittens die famose Anhängerschar, die uns bedingungslos unterstützt.

kicker: Letzte Frage: Ihr Vertrag läuft Ende des nächsten Jahres aus. Fürchten Sie, dass auch Sie das Aus ereilt wie Thomas Eichin und er nicht verlängert wird?

Filbry: Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um über meine Zukunft zu sprechen.

Interview: Hans-Günter Klemm

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