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Buffons Bekenntnis - Derby-Boykott in Rom?

Serie A, 31. Spieltag: Legt Juve im Meisterschaftskampf vor?

Buffons Bekenntnis - Derby-Boykott in Rom?

Bleibt Juventus Turin treu - laut eigener Aussage für immer: Gianluigi Buffon.

Bleibt Juventus Turin treu - laut eigener Aussage für immer: Gianluigi Buffon. Getty Images

Rückblick auf den "Alptraum"

Für die italienische Nationalmannschaft hielt die Länderspielpause Licht und Schatten bereit: Während gegen Spanien ein achtbares 1:1 gelang, ging die Squadra Azzurra in München gegen Deutschland mit 1:4 gehörig baden. Der amtierende Weltmeister dominierte nach Belieben, sodass sich der WM-Sieger von 2006 so einiges von der heimischen Presse gefallen lassen musste. "Ein Alptraum, die Deutschen fertigen uns mit vier Toren ab", schrieb etwa der "Corriere dello Sport". Die "Gazzetta dello Sport" legte nach: "Deutscher Weckruf. Italien im Test in München von Deutschland überrollt. Die heftige Niederlage lässt die Alarmglocken für die EM schrillen."

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Nationalmannschaftskapitän Gianluigi Buffon, für den sich München binnen zwei Wochen als schlimmes Pflaster erwies (insgesamt acht Gegentreffer gegen Bayern beim 2:4 in der Champions League und gegen die DFB-Elf im Test), hatte der eindeutigen Meinung im Land des Stiefels nichts entgegenzusetzen: "Diese Niederlage ist schwer zu verdauen. Das muss uns als Lektion für die EURO dienen, denn mit so wenig Gegenwehr und Einsatz können wir dort nicht auftreten."

Der ewige Buffon auf ewig in Turin?

Vorerst richtet Legende Buffon den Fokus aber wieder auf den Meisterschaftsendspurt und die Verteidigung des Platzes an der Sonne durch einen eingeplanten Dreier am Samstag (20.45 Uhr) gegen den FC Empoli. Drei Punkte beträgt auch der derzeitige Vorsprung der Alten Dame auf den bissigen Verfolger Neapel, der sich trotz der beeindruckenden Juve-Serie von 19 Dreiern in 20 Ligaspielen (ein Remis) nicht abschütteln lässt.

Selbst wenn ich das doppelte meines Gehalts irgendwo anders angeboten bekomme, bleibe ich hier bei Juve - für den Rest meines Lebens!

Gianluigi Buffon
Gianluigi Buffon

Gianluigi Buffons stete Aufgabe im Juve-Dress und im Trikot der italienischen Nationalmannschaft: Den Ball vom Tor weghalten. Getty Images

Für "Super-Gigi" selbst zählt nach den bitteren Tagen von München derweil wieder, sein geliebtes Tor zu hüten. Im jüngsten Ligaspiel, dem 1:4 im Derby della Mole bei Stadtrivale Torino, kassierte die Turiner Ikone nach 974 Minuten (Rekord) mal wieder ein Gegentor. Möglichkeiten für weitere solcher Serien hat der allerorts beliebte Buffon noch genug - wie sein jüngstes Bekenntnis zu seinem Klub Juventus zeigt. "Ich genieße nach wie vor jede Herausforderung", sagte die 38-jährige Torwartlegende gegenüber "So Foot" und ergänzte mit Inbrunst: "Selbst wenn ich das doppelte meines Gehalts irgendwo anders angeboten bekomme, bleibe ich hier bei Juve - für den Rest meines Lebens! Teil dieses Klubs zu sein, macht mich unglaublich stolz, weil hier noch Werte transportiert werden, die woanders heutzutage nicht mehr gelten." Sein Plan für die aktive Zukunft: "Auf dem jetzigen Level möchte ich noch bis 40 spielen, dann dürfte es genug sein. Natürlich möchte ich dabei das Beste erreichen."

Heißt in seinem Fall: weitere Meisterschaften, Pokalsiege, eventuell den EM-Titel 2016 sowie zu einem möglichen und passenden Karriereende die Teilnahme an der WM 2018 in Russland. Was Buffon, der seit 2001 bei den Bianconeri unter Vertrag steht, zudem nach wie vor in der Sammlung fehlt: die Champions League. Im Anschluss an die aktive Karriere werden sicherlich noch weitere Erfolge folgen, schließlich kann sich Buffon eine zweite Laufbahn als Trainer vorstellen.

Hamsik fühlt sich pudelwohl

Zurück zu Verfolger Neapel, das selbst eine beeindruckende Serie aufrecht erhält, welche im Hinblick auf das bärenstarke Juve auch notwendig ist: Nur einmal konnten die Süditaliener an den letzten 15 Spieltagen besiegt werden (0:1 beim Kracher am 25. Spieltag bei Juventus Turin).

Marek Hamsik

Stolz und glücklich, Teil bei der SSC Neapel zu sein: Marek Hamsik. Getty Images

Die Hoffnung bleibt demnach bestehen, die Alte Dame noch einkassieren und sich am Ende mit dem Scudetto krönen zu können. Deutlich machte dies zuletzt SSC-Kapitän Marek Hamsik im Interview mit der "Gazzetta dello Sport": "Ich habe noch nie in einem so starken Napoli-Team gespielt wie aktuell. Wir sind zusammen zu vielem fähig." Diese Aussage hat Wert, schließlich steht der Slowake bereits seit 2007 unter Vertrag. Der 28-Jährige ergänzte: "Ich mag es, in diesem Napoli-Team zu spielen. Und wenn ein Spieler gerne wo spielt, dann verbessern sich seine Leistungen." Die Frage nun: Lässt Hamsik beim anstehenden Gastspiel am Sonntag (12.30 Uhr) in Udine seinen Worten Taten folgen?

Das Rennen um Europa

Hinter Juve und Napoli entbrennt seit Wochen das Rennen ums internationale Geschäft. Vor allem zwischen Florenz (55 Punkte), Inter Mailand (55) und dem in Lauerstellung liegenden Milan (49) geht es spannend zu. Alle drei Teams bekommen es am Wochenende mit scheinbar leicht lösbaren Aufgaben zu tun: Die Fiorentina misst sich am Sonntag (15 Uhr) mit dem abstiegsbedrohten Sampdoria Genua, zeitgleich gastieren die Rossoneri bei Atalanta Bergamo - und der FC Internazionale, der zu Beginn der Spielzeit lange auf Rang eins thronte, schlägt am Sonntagabend (20.45 Uhr) gegen Torino auf.

Spalletti impft der Roma Erfolg ein

Im derzeit gesicherten Zentrum zwischen den Meisterschaftskandidaten und den Plätzen vier, fünf und sechs befindet sich die Roma. Mit 60 Zählern auf Rang drei stehend haben die Giallorossi beste Karten, auch in der nächsten Saison wieder in der Königsklasse eingreifen zu können (jüngst gab es das Aus im Achtelfinale gegen Real Madrid). Außerdem ist die Stimmung gut im Lager der Hauptstädter, was unmittelbar mit Trainer Luciano Spalletti zusammenhängt: Der 57-Jährige hat den Römern neues Leben eingehaucht und sein Team zu einer famosen Serie von acht Dreiern aus den letzten neun Ligaspielen (ein Remis) geführt.

Luciano Spalletti

Verleiht der Roma Siegeswillen und Biss: Trainer Luciano Spalletti. Getty Images

Da stören in den letzten Wochen und Tagen auch kleinere Brandherde nicht: Der Disput zwischen Spalletti und Legende Francesco Totti wird dem aktuellen Erfolg untergeordnet, Transfergerüchte werden nüchtern kommentiert. Geht eventuell Innenverteidiger Kostas Manolas im Sommer? "Ich habe den Eindruck, dass die Roma hart daran arbeitet, Manolas behalten und ihn von der Premier League abhalten zu können", sagte Spielerberater Mino Raiola gegenüber der "Gazzetta dello Sport". Gerüchten zufolge ist Arsenal und Chelsea am Griechen interessiert. Dann wären da noch die Spekulationen um Zweikämpfer Radja Nainggolan. Geht der Belgier - eventuell zu den Blues? "Ich habe bislang entgegen vieler Meldungen keinerlei Gespräche mit anderen Klubs geführt", postete der "Ninja" auf seiner offiziellen Twitter-Seite und ergänzte: "Forza Roma, Forza Belgien!"

Vor dem Derby della Capitale: Roma-Fans fordern Boykott

Klingt alles sehr nach sportlichem Zusammenhalt. Deswegen richten die Giallorossi den Blick auch voraus aufs sportliche Geschäft, um ja nicht mehr ihren dritten Platz in Gefahr zu bringen. Die nächste Aufgabe könnte aber schwerer bzw. prestigeträchtiger kaum sein: Am Sonntag (15 Uhr) steht im Stadio Olimpico das Duell der Erzrivalen an - die Roma tritt als Gastmannschaft gegen Lazio im 146. Derby della Capitale in der Liga an. "Das ist natürlich ein besonderes Spiel, das kannst du jetzt schon fühlen", sagte AS-Keeper Wojciech Szczesny Tage vor dem Duell im "Roma Radio". Optimistisch gab sich der 25-jährige polnische Rückhalt dabei: "Wir gehen mit der besten Verfassung in dieses Spiel. In unseren Köpfen befindet sich nur ein Gedanke: gewinnen. Wir wissen, dass dieses Spiel für alle Fans mehr als drei Punkte wert ist, und wir sind dafür da, um die Fans glücklich zu machen."

Das könnte allerdings schwierig werden. Aus Protest gegen strenge Sicherheitsmaßnahmen im Stadio Olimpico riefen Roma-Fans auf mehreren Bannern in der Stadt zu einem Boykott des Derbys auf. Stein des Anstoßes ist vor allem die Errichtung von Barrikaden in den Fankurven, mit denen die Ultragruppierungen untereinander getrennt werden sollen. Roms Präfekt Franco Gabrielli lehnte ein Entfernen der Barrikaden mit Verweis auf Sicherheitsvorschriften jedoch ab.

In unseren Köpfen befindet sich nur ein Gedanke: gewinnen.

Wojciech Szczesny vor dem Derby della Capitale

Abschließend ein kleiner Rückblick auf das Derby vor fast genau 26 Jahren: Am 18. März 1990 hatte ein gewisser Rudi Völler die Roma mit seinem Kopfball zu einem 1:0-Sieg geführt. In der Hinrunde am 12. Spieltag behielten die Giallorossi ebenfalls die Oberhand: Beim verdienten 2:0-Erfolg trafen Edin Dzeko und der mittlerweile zu Hebei China Fortune F.C. weitergezogene ivorische "Pfeil" Gervinho.

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