Bundesliga

Calhanoglu: "Ich habe kein schlechtes Gewissen"

Leverkusen: Offensivmann will Meister werden

Calhanoglu: "Ich habe kein schlechtes Gewissen"

Große Ziele mit Leverkusen: Hakan Calhanoglu.

Große Ziele mit Leverkusen: Hakan Calhanoglu. imago

Aus dem Leverkusener Trainingslager berichtet Thomas Hennecke

"Wir sind als Mannschaft sehr gut besetzt", betonte Calhanoglu am Donnerstag bei einem Mediengespräch in Zell am See/Österreich, "und die individuelle Qualität ist bei uns hoch."

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Calhanoglu spricht über seine persönlichen Ziele, über Standards und Schusstechnik, über Positionen und Mitspieler, über Roger Schmidt, seinen neuen Trainer. Vorher muss der türkische Nationalspieler, der Leverkusen stolze 14,5 Millionen Euro Ablöse wert war, noch über die unschönen Umstände des Wechsels referieren - warum er Hamburg verließ, obwohl er dort erst im Frühjahr bis 2018 verlängert hatte und deshalb zum Feindbild der Fans wurde. Wie er sich beim HSV erst krankschreiben ließ und in Leverkusen gleich wieder arbeitsfähig war. "Ich wurde im Internet gemobbt und fertig gemacht", klagt Calhanoglu, dabei habe er doch nur verlängert, "damit jemand gut dasteht". Dieser Jemand war - Oliver Kreuzer.

Den anschließenden Shitstorm auf Facebook quittiert Calhanoglu mit Unverständnis: "Ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich habe so viel gegeben, damit der HSV nicht absteigt." In Zahlen: elf Tore, vier Assists, das ist fast das Dreifache dessen, was er sich in seinem ersten Bundesliga-Jahr vorgenommen hatte. Calhanoglu schwang sich in der wohl schwersten Krise der Hamburger Vereinsgeschichte zum Anführer auf und übernahm mit einer für sein Alter erstaunlichen Druck- und Stressresistenz Verantwortung, als Verantwortung dringend gefragt war. In Hamburg habe sich eben "niemand in den Vordergrund gedrängt", sagt er, "deswegen habe ich das meistens getan". So einfach ist das.

Ich wurde im Internet gemobbt und fertig gemacht, dabei habe ich doch nur verlängert, damit jemand gut dasteht.

Hakan Calhanoglu

Sollte Calhanoglu auch an neuer Wirkungsstätte in Leverkusen als eine Art Juniorchef gefragt sein, wird er sich darum nicht zweimal bitten lassen. "Ich übernehme gerne Verantwortung", versichert er, bei der Ausführung sämtlicher Freistöße und Eckbälle fängt er damit schon einmal an. Von zwei Meistern des ruhenden Balles - dem Brasilianer Juninho und Weltfußballer Cristiano Ronaldo - habe er sich einiges abgeguckt, verrät Calhanoglu, aber mittlerweile habe er seine "eigene Schusstechnik".

Für das erste Training am Donnerstagmorgen ordnete Athletik-Trainer Oliver Bartlett wenig vergnügungssteuerpflichtige Läufe auf Zeit an. Viermal vier Minuten. "Natürlich liebe ich den Ball", seufzt Calhanoglu, "aber auch solche Trainingseinheiten sind sehr wichtig." Es könnten ihm noch einige dieser Art drohen: Calhanoglu hat bis 2019 in Leverkusen unterschrieben. Und anders als beim nur zwölfmonatigen Hamburg-Intermezzo möchte er diesmal tatsächlich "langfristig bleiben". Das hat er im folgenden Satz dann noch etwas präzisiert. Langfristig heißt: "zwei, drei Jahre."