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Der Nächste, bitte!

Die U 21 als Chance für junge Talente

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Mit links zu Klinsmann? U-21-Nationalspieler Marcell Jansen.

Mit links zu Klinsmann? U-21-Nationalspieler Marcell Jansen. Kicker

Auf der Linksverteidigerposition ist die deutsche U 21 längst zu einem Sprungbrett geworden. Reihenweise lieferte der Nachwuchs in der jüngeren Vergangenheit seine besten Kräfte auf dieser Position bei der A-Nationalmannschaft ab.

Den früheren Stuttgarter und Neu-Münchner Philipp Lahm (21), den Schalker Christian Pander (21), den Bremer Christian Schulz (22). Aber: "Hinten links" – das hat der Confed-Cup gezeigt – bleibt trotzdem die Problemzone in der Auswahl von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Lahm fehlte bei der WM-Generalprobe ebenso wie Christian Pander wegen eines Kreuzbandrisses im Knie. Schulz musste kurzfristig wegen einer Schienbeinkopfprellung mit Knochenentzündung passen. Daher half zunächst Thomas Hitzlsperger (23), auch erst im vergangenen Sommer der U 21 entwachsen, aus. Ab dem Halbfinale versetzte Klinsmann schließlich sogar Routinier Bernd Schneider auf die linke Abwehrposition.

Klinsmanns Not ist vor dem Holland-Länderspiel am kommenden Mittwoch kaum kleiner geworden – und die U 21 hat den nächsten Kandidaten schon parat: Marcell Jansen (19), Shooting-Star bei Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde. Doch der Bundestrainer verwehrt Jansen noch den Weg nach oben. Er, erklärte Klinsmanns Assistent Joachim Löw unlängst, "muss sich erst über einen längeren Zeitraum beweisen". Eine Aussage, die überrascht und eigentlich gar nicht zu der Experimentierlust des neuen Chefgespanns passt. Ein Robert Huth zum Beispiel gehört fast schon zum "Inventar" der Nationalelf, obwohl er beim FC Chelsea weit entfernt von einem Stammplatz ist.

Auch ein Mike Hanke, der beim Confed-Cup seine Chance erhielt, war bei Schalke mehr Joker als erste Wahl. Jansen hingegen verzeichnet inklusive des zweiten Bundesliga-Spieltags 19 Einsätze in Folge. Als Stammspieler – und meist überzeugte er mit überdurchschnittlichen Leistungen. Jürgen Kohler, ein Vertreter der stetig wachsenden Zahl von Jansen-Befürwortern, hätte den Gladbacher sogar schon für den Confed-Cup nominiert. Der Youngster übt sich in Geduld. "Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Nur das ist für mich wichtig", sagt Jansen. Er habe Verständnis dafür, dass Jürgen Klinsmann "nicht ständig vier oder fünf junge Spieler" einbauen könne, versichert Jansen.

Auf seine Chance lauert er trotzdem. "Klar ist die WM 2006 mein Traum. Aber wenn es nicht klappt, geht es auch weiter. Ich bin erst 19, und es folgen noch ein paar große Turniere." Jansen nimmt die Dinge, wie sie kommen. Was keinesfalls mit mangelndem Ehrgeiz zu tun hat, sondern vielmehr in seinem Naturell begründet liegt. Das Gladbacher Eigengewächs ist der Prototyp der neuen Spaßgeneration, die in der Öffentlichkeit offen und unkompliziert rüberkommt und auf dem Platz munter drauflos spielt. Jansens dynamische Vorstöße über die Außenbahn, sein Behauptungswille in den Zweikämpfen und – als gelernte Offensivkraft auf der linken Seite in Mittelfeld und Angriff – seine Zielstrebigkeit vor dem gegnerischen Tor beeindrucken.

An seinem schwächeren rechten Fuß arbeitet er oft in Sonderschichten nach den Trainingseinheiten, "weil ich weiß, dass ich mich da verbessern muss". Als Jansen Mitte November beim 1:1 gegen Polen im Hinspiel sein Debüt in der U 21 feierte, kickte er noch in Borussias zweiter Mannschaft in der Oberliga. Neun Monate später steht er auf Grund seiner Nationalelfperspektiven mehr denn je im Blickpunkt.

"Unter Druck setze ich mich deshalb nicht. Ich will einfach meine Leistung bringen und dazu beitragen, dass wir die EM-Qualifikation mit der U 21 schaffen." Ein Sieg beim Tabellendritten Polen wäre für die Mannschaft von Trainer Dieter Eilts der vielleicht vorentscheidende Schritt, um sich einen der beiden ersten Gruppenplätze zu sichern. Sie berechtigen zum Einzug in die Play-offs. "Die Aufgabe wird schwer", betont Jansen, "aber ich bin optimistisch, dass wir bestehen."

Jan Lustig