eSport

"Wir wollen bei Frauenfußball so detailliert sein wie mit Männerfußball"

Sports Interactive über Frauenfußball in FM

"Wir wollen bei Frauenfußball so detailliert sein wie mit Männerfußball"

Miles Jacobson und Tina Keech sprachen mit uns über die Integration von Frauenfußball in Football Manger.

Miles Jacobson und Tina Keech sprachen mit uns über die Integration von Frauenfußball in Football Manger. kicker eSport/SI

Vergangenen Freitag verkündeten die Entwickler des Football Managers Großes: Man wolle die Gleichberechtigung voranbringen und deshalb weltweit alle Frauen-Fußballligen ins Spiel bringen. Und zwar in der selben Güte, wie das männliche Pendant.

Im kicker eSport-Interview sprechen Miles Jacobson, Studio Director von Sports Interactive und Tina Keech, Head of Women's Football, über diese Pläne. Wie lange arbeiten sie schon an dem Projekt, welche Ambitionen haben sie und was verursacht den großen Arbeitsaufwand, von dem sie in den Ankündigungen sprechen?

kicker eSport: Herzlichen Glückwunsch zu eurem Projekt. Miles, du hast gesagt, dass ihr schon eine Weile daran arbeitet, Frauenfußball in das Spiel zu integrieren. Wann genau habt ihr damit angefangen und wie kam es zu der Entscheidung?

Miles Jacobson: Wir haben seit einigen Jahren darüber geredet. Jedes Jahr haben wir uns die Kostenanalyse angeschaut und immer gesagt: "Nein, das lohnt sich finanziell nicht." Vor ein paar Jahren habe ich mich schließlich umgedreht und gesagt: "Der einzige Weg, wie wir das finanziell stemmen können, ist, dass wir tatsächlich losziehen und es einfach machen. Interne Arbeiten haben kurz vor der Pandemie angefangen, also Anfang letzten Jahres. Wir haben unsere erste Motion Capturing- und Design-Sitzungen gemacht und uns genau angeschaut, was wir alles machen müssen.

FIFA hat das angefangen, es war aber nie gleichgestellt zum Männerfußball. Das andere Managerspiel hat kaum Lizenzen und keine 3D-Grafik.

Miles Jacobson Studio Director von Sports Interactive

kicker eSport: Tina, wann kamst du zum Projekt dazu?

Tina Keech: Ich habe vor ein paar Monaten bei Sports Interactive angefangen. Ehrlich gesagt war der Gedanke, aus dem Nichts eine Datenbank zu erstellen, die der der Männer ebenbürtig ist, war entmutigend. Zuerst musste ich also die bestehende Datenbank kennenlernen und Leute finden, die mir helfen können. Ich konnte es kaum erwarten, dass diese Ankündigung so schnell wie möglich erfolgt, damit ich die Fußballgemeinde um Hilfe bitten kann. Damit wir etwas Einzigartiges aufbauen können, was wir noch nie gesehen haben.

kicker eSport: Die bisherige Datenbank besteht aus über 28 Jahren angesammelten Daten. Wie geht ihr die Datensammlung für den Frauenfußball an, wird es ähnlich funktionieren?

Keech: Die Datenbank der Männer ist unglaublich gut, wir wollten also die Erfahrung daraus nutzen. Wir hoffen aber auch, mit Frauenfußball frische Ideen in die Datenbank einzubringen. Leider ist die Datenerfassung im Frauenfußball generell schlecht, oft gibt es sie gar nicht oder sie ist ungenau. Es ist also wichtig, dass wir da mit gutem Beispiel vorangehen und diesen Bereich verbessern.

kicker eSport: Was waren bisher die größten Herausforderungen für euch?

Jacobson: Datensammlung ist natürlich eine große Aufgabe. Tina arbeitet daran, das Scouting-Netzwerk auszubauen. Motion Capturing während einer Pandemie zu machen ist ziemlich schwer, wir haben aber zum Glück einen Weg gefunden. Eine große Herausforderung ist auch Übersetzung, das Spiel erscheint in 19 Sprachen und für jede ist das Skript anders zu gestalten.

FM Interview MC

Laut Jacobson probiert das Studio schon eine gewisse Zeit am Motion Capture für die Frauenintegration. Sports Interactive

kicker eSport: Ihr habt bestimmte Partnerschaften angekündigt, unter Anderem mit Emma Heyes und Leicester City. Wie wichtig ist das für euch und wollt ihr mehr in diese Richtung machen?

Jacobson: Sowas wird sehr wichtig sein. Für uns als Simulation ist es essenziell, dass wir Frauenfußball so akkurat wie möglich repräsentieren, und dafür ist es wichtig, dass Profis mit uns zusammenarbeiten. Dafür haben wir dieses Jahr weniger Partnerschaften mit Männerteams abgeschlossen und diese Gelder stattdessen in das Projekt Frauenfußball gesteckt.

kicker eSport: Mittlerweile gibt es mehrere Spiele mit Frauenfußball. FIFA hat vor einigen Jahren den Grundstein gelegt, vor kurzem erschien We Are Football. Ihr scheint aber deutlich höhere Ambitionen zu verfolgen. War das von vornhinein euer Ziel, so weitreichend und detailliert wie möglich zu sein?

Jacobson: FIFA hat das angefangen, es war aber nie gleichgestellt zum Männerfußball. Das andere Managerspiel hat kaum Lizenzen und keine 3D-Grafik. Respekt an beide Spiele für das, was sie getan haben. Wir wollen aber bei Frauenfußball so detailliert sein, wie bei Männerfußball. Wir erstellen zum Beispiel jede Animation neu, müssen den Code des Spiels umschreiben und wollen non-exklusive Lizenzen erwerben. Ich glaube also, dass unser Projekt tiefgründiger und aufwendiger ist.

kicker eSport: In der Ankündigung war vor allem die Rede von englischen Teams und Partnerschaften. Wie ist eure internationale Perspektive für dieses Projekt?

Jacobson: Es wird nicht auf England beschränkt bleiben.

Keech: Nein, definitiv nicht. Wenn ich an die besten Ligen im Frauenfußball denke, denke ich an Deutschland, die USA oder Frankreich. Wir möchten mit 10 bis 15 Ligen anfangen und dann irgendwann jede Frauenliga im Spiel repräsentiert haben.

Weitere Gaming News und alles aus der Welt des eSport gibt es auf  EarlyGame.

Faris Delalic

We Are Football: So sieht der Manageralltag aus